Der Befreiungstheologe Leonardo Boff war in der vergangenen Woche in der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn zu Gast. Das Internetportal "weltkirche.katholisch.de" hatte Gelegenheit, mit dem Brasilianer, der nach einem Rede- und Lehrverbot durch den Vatikan Anfang der 90er-Jahre aus dem Franziskanerorden austrat und sein Priesteramt aufgab, zu sprechen. Boff ist überzeugt, dass Franziskus das Papsttum schon jetzt reformiert hat. Ob in Brasilien beim Weltjugendtag, auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa oder in einem römischen Jugendgefängnis: Papst Franziskus fordert eine arme Kirche für die Armen - und lebt diese auch.
Im Interview mit dem Internetportal "weltkirche.katholisch.de" spricht er über den ersten Papst aus Lateinamerika und dessen Einfluss auf die Kirchenhierarchie.
Für ihn sei es besonders wichtig, die Kurie zu dezentralisieren. Die Kongregation für die Evangelisierung der Völker könne zum Beispiel in Asien sitzen, der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden in Lateinamerika und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen in Genf. In dieser Weise würde die Kirche tatsächlich eine Weltkirche. Gleichzeitig könne der Papst beginnen, die Kirche nicht mehr monarchisch, sondern kollegial mit anderen Kardinälen zusammen zu leiten.
Für Boff steht der neue Papst Franziskus für eine neue Familie von Päpsten, die aus der Dritten Welt kommen und die Kirche erneuern werde. Bis heute sei die Kirche eine westliche Kirche. Doch sie müsse eine Weltkirche sein, die ihre Wurzeln in verschiedenen Kulturen hat.
Papst Franziskus wolle kein großer Intellektueller, sondern ein Pastor sein - mitten im Volk. Leonardo Boff vermutet, dass er viele Theologen, die in ungerechter Form bestraft worden seien, wieder rehabilitieren werde. Das könne dann bedeuten, dass sie wieder in Seminaren arbeiten könnten, Vorträge halten und Exerzitien leiten dürften.
Das vollständige Video-Interview mit Leonardo Boff finden Sie unter www.weltkirche.katholisch.de.
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