Ordensgemeinschaften in Deutschland

Steyler Missionar aus St. Augustin erzählt von den Osterfeierlichkeiten in Vietnam

In einigen Gemeinden in Vietnam wird der Tod Jesu an Karfreitag sehr bildlich dargestellt mit einer Jesus-Statue und Popcorn im gläsernen Sarg...

In einigen Gemeinden in Vietnam wird der Tod Jesu an Karfreitag sehr bildlich dargestellt: "Es ist ungefähr so wie viele andere Beerdigungen auch, nur, dass eine Statue von Jesus in den Sarg gelegt wird", beschreibt Bien Bui Trong, Steyler Missionar und Student in St. Augustin. Ein großer gläserner Sarg steht auf dem Kirchenhof, durch Lautsprecher dröhnen Klagelieder, die trauernden Menschen gehen an dem Sarg vorbei, küssen die Füße der Statue, erzählt Bien Bui Trong. Neben der Statue liegt eine Menge Popcorn: "Nachdem der gläserne Sarg in einer Prozession um die Kirche getragen wurde, wird das Ende des Sarges geöffnet, um Jesus die Füße zu küssen und eben das Popcorn zu essen – Das ist wohl der Hauptunterschied zu anderen Trauerfeiern.", berichtet der Ordensmann.

Aber so merkwürdig das Popcorn erscheinen mag, so hat es auch eine theologische Bedeutung, wie Bien Bui erklärt: "Das Popcorn steht symbolisch als Frucht für die Gnade Gottes, die wir durch den Tod Jesu erfahren. Dadurch, dass wir Jesus‘ Füße küssen und das Popcorn nehmen, haben wir Anteil an dieser Frucht, also an seiner Auferstehung." Und die wird auch noch einmal richtig gefeiert: Unter Donnergrollen und Blitzen wird in der Osternacht ein riesiger Stein, der vor einer Höhle aus Pappmaschee liegt, mit einem Kran hochgezogen, dahinter im gleißenden Scheinwerferlicht steht die Jesus-Statue – Diesmal als Sieger, als Auferstandener.

"Auch wenn es sich für Außenstehende etwas merkwürdig anhört, wir in Vietnam nehmen die Kar- und Osterzeit sehr ernst", weiß der Frater. "Jeder Gläubige versucht an allen 40 Tagen mindestens eine Stunde täglich in der Kirche zu verbringen." Aber das ist längst nicht alles: "Vor jedem Gottesdienst bilden sich unheimlich lange Schlangen von Gläubigen, die zur Beichte gehen wollen und auch zu Hause halten sich die Familien streng an die Fastenzeit – Fleisch gibt es Freitags nie, nur Eier und Fisch, von Süßigkeiten ganz zu schweigen", erinnert sich Bien Bui an seine Jugendzeit. Umso größer ist da die Vorfreude auf Ostern, ein Fest, dass nicht nur mit einem Gottesdienst in der Gemeinde gefeiert wird: "Nach der Messe treffen sich Freunde und Verwandte, um zu feiern. Wir campen im Freien und feiern bis Sonntagabend durch", erzählt der Steyler Missionar. "Vietnam ist zwar kein katholisches Land, aber dafür sind die Katholiken, die hier leben, sehr gläubig und nehmen ihre Religion sehr ernst. Aber sie sind eben auch Vietnamesen – Und die machen Stimmung!" (svd)