Ordensgemeinschaften in Deutschland

Pilgern, Wandern, Wallfahrten: Reisen und Pilgerschaften der Ordensleute

Teil III: Wenn Ordensleute wandern...

Urlaubszeit - das heißt, dem Stress des Alltags für eine Weile entfliehen und zur Besinnung kommen. Wer nicht nur etwas Bewegung und die sommerliche Landschaft genießen möchte, kann sich in dieser Zeit auch auf den Weg machen, spirituelle Erfahrungen zu sammeln - sei es auf einfachen Wanderungen oder als Pilger. Klöster können dabei die "Orte am Weg" sein. Viele Wanderwege führen an sehenswerten Klöstern vorbei, oder haben sie zum Ziel. Ob als Pilger auf dem Weg zu einem Wallfahrtsort oder als Tourist vorbei an kulturellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten und besonderen Städten - solche Wege, die Europa wie ein großes Netz durchziehen, sprechen viele Menschen an. In einer kleinen Reihe „Wandern und Klöster“ beschreiten wir einige dieser Wege. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Klöster sind Rastorte zur Erholung für Leib und Seele oder Anlaufpunkt, Ziel des Weges.

Wenn Ordensleute wandern

Jesuiten gehen zu Fuß nach Jerusalem

Von der Schweiz aus startete P. Christian Rutishauser SJ aus der Schweizer Provinz der Jesuiten im Juni 2011 zusammen mit einer kleinen Gruppe Jesuiten seine Pilgerschaft nach Israel zu Fuß. Die Pilgergruppe, der sich P. Christian anschloss, begann am Lassalle-Haus in Bad Schönbrunn ihren Weg. Nach sieben Monaten erreichten sie gemeinsam ihr Ziel: Jerusalem, die Stadt mit den drei monotheistischen Religionen von je einzigartiger Bedeutung und die für die Zukunft mit prophetischen Visionen der Gerechtigkeit und des Friedens belegt ist.

Die Route über die Alpen, durch den Balkan, Istanbul, die Türkei und Syrien ist geschichtsträchtig: ein Pilgerweg seit Jahrhunderten, belastet auch durch die Kreuzzüge. Da die Christen den Muslimen im Osten unterlagen, haben sie als Ersatz für die Jerusalemwallfahrt den Jakobsweg geschaffen, Sinnbild des christlichen Siegs im Westen über Muslime und Juden in Spanien. Juden, Christen und Muslime haben die Landstriche zwischen Europa und Jerusalem jedoch weiterhin kulturell wie religiös geprägt und die Orte wurden bis in die jüngste Geschichte hinein immer wieder auch von Kriegen heimgesucht.

P. Christian: „Die sieben Monate von der Schweiz nach Jerusalem waren für mich nicht ein apostolisches Projekt unter anderen. Die Idee war und ist einfach: Der archetypische Ausdruck des Pilgerns zu Fuß wurde nicht an irgendeinen heiligen Ort gebunden, sondern an den Ursprungsort christlicher Existenz. Damit stellten wir uns in die christliche Wallfahrt schlechthin.“
Die Wallfahrt führte P. Christian zu der Erkenntnis, wie wichtig Pilgern sein kann, um Menschen Frömmigkeit nahe zu bringen. „Das Pilgern zu Fuß ist mit Naturerfahrungen und körperlicher Leistung verbunden, was viele anspricht. Zugleich kann durch achtsames Gehen, durch Zeiten des Schweigens, durch das Jesus-Gebet etc. die innere Entwicklung angesprochen werden.“

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des von den Jesuiten getragenen Lasalle-Hauses in Bad Schönbrunn.

Deutsche Dominikanerin Sr. Jordana reist von Istanbul nach Jerusalem

Sr. Jordana Schmidt OP von den Dominikanerinnen von Bethanien in Schwalmtal-Waldniel reiste im vergangenen Jahr Im Rahmen einer Filmproduktion 2000 Kilometer mit Auto und Schiff von Istanbul aus durch die Türkei, den Libanon, die palästinensischen Autonomiegebiete und Israel bis nach Jerusalem . ZDF Kultur-Moderator Rainer Maria Jilg begleitete sie zusammen mit einem Kamerateam auf der Pilgerschaft durch die Länder des Nahen Ostens.

Die lange spirituelle Pilgerschaft bot Sr. Jordana und Rainer Maria Jilg Gelegenheit, sich mit dem Glauben an Gott und der Bedeutung der Religion auseinanderzusetzen. Gerade in der Konfrontation mit Flüchtlingselend und Bürgerkrieg an der syrischen Grenze gewannen diese Themen große Bedeutung. In Israel kam Sr. Jordana zu der Einsicht, wie sehr die Erfahrung der Wüste für die Auseinandersetzung mit dem Glauben förderlich sein kann: „Die Wüste ist ein magischer Ort für mich und gerne würde ich ein wenig mehr Zeit dort verbringen: Weite, Licht, Wind und ab und zu Beduinen mit Kamelen, die plötzlich auftauchen… Dass dies ein Ort für Gotteserfahrungen ist, kann ich mir gut vorstellen.“, so Sr. Jordana während der Reise in ihrem Blog auf der Internetseite der Produktionsfirma.

Weitere Informationen erfahren Sie im Blog von Sr. Jordana zu ihrer Pilgerschaft.

Benediktiner pilgern nach Montecassino

Wie in dieser kleinen Reihe auf orden.de im Artikel "Pilgern, Wandern, Wallfahrten: Klöster als Erholungsorte für die Seele, Teil II: Auf den Spuren der großen Heiligen und Ordensgründer" schon erwähnt, machte sich auch Sr. Monika Amlinger von den Benediktinerinnen der Kommunität Venio in München gemeinsam mit 13 Benediktinerinnen und Benediktinern auf den Weg. Dieser führte die Pilgergruppe, bestehend aus Mitgliedern von insgesamt vier deutschen und tschechischen Gemeinschaften, in Italien auf den Spuren des Heiligen Benedikts über dessen Geburtsort Subiaco bis nach Montecassino, dem Mutterkloster des Benediktinerordens: „Wir stiegen nicht von unten auf den Monte Cassino hinauf, sondern kamen dorthin auf einem teilweise schwer zu findenden Pfad, der immer etwas auf der gleichen Höhe an den Bergen entlang führt […]."