Ordensgemeinschaften in Deutschland

Pilgern, Wandern, Wallfahrten: Klöster als Anlaufpunkte für Fußwallfahrten

Teil I: Klöster sind Ziele vieler Pilgerschaften. Als Wallfahrtsorte, die von Ordensgemeinschaften getragen werden, sind Klöster Anlaufpunkte traditioneller Fußwallfahrten über teils weite Entfernungen...

Urlaubszeit - das heißt, dem Stress des Alltags für eine Weile entfliehen und zur Besinnung kommen. Wer nicht nur etwas Bewegung und die sommerliche Landschaft genießen möchte, kann sich in dieser Zeit auch auf den Weg machen, spirituelle Erfahrungen zu sammeln - sei es auf einfachen Wanderungen oder als Pilger. Klöster können dabei die "Orte am Weg" sein. Viele Wanderwege führen an sehenswerten Klöstern vorbei, oder haben sie zum Ziel. Ob als Pilger auf dem Weg zu einem Wallfahrtsort oder als Tourist vorbei an kulturellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten und besonderen Städten - solche Wege, die Europa wie ein großes Netz durchziehen, sprechen viele Menschen an. In einer kleinen Reihe „Wandern und Klöster“ beschreiten wir einige dieser Wege. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Klöster sind Rastorte zur Erholung für Leib und Seele oder Anlaufpunkt, Ziel des Weges.

Klöster - Ziele von Pilgerrouten

St. Matthias in Trier

Seit mehr als 800 Jahren wandern und pilgern Menschen zur Benediktinerabtei St. Matthias in Trier, wo sich das Grab des Hl. Matthias befindet. Die Benediktiner in Trier haben die Aufgabe übernommen, Pilger am Apostelgrab zu empfangen.

Die mittelalterliche Wallfahrtstradition nach Trier ist sehr lebendig. Seit dem 12.Jahrhundert gibt es die Wallfahrt zum Heiligen Matthias. Sie setzte ein, als man beim Bau der Kirche in einem Grab die Gebeine des Apostels zu finden glaubte. Auf die sich schnell verbreitende Nachricht hin begannen Pilger aus der Umgebung der Abtei St. Vitus im heutigen Mönchengladbach mit der Wallfahrt zum Heiligen Matthias. Bruderschaften entstanden, in denen sich Pilgerinnen und Pilger zu festen Gemeinschaften zusammenfanden. Bis auf den heutigen Tag gibt es viele dieser Bruderschaften. Die Wallfahrten aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen dauern zwischen vier und neun Tagen und erreichen oft eine Länge von 300 km und mehr, wenn der Weg hin und zurück beschritten wird.

So beginnt ein Pilgerweg von einer Woche in der niederrheinischen Ortschaft Anrath und führt über Mönchengladbach nach den ersten drei Tagen zu den Salvatorianern im Kloster Steinfeld in der Eifel. Von dort aus kann es nach einer Erholung weitergehen über Blankenheim-Wald und Jünkerath bis zum Ziel - dem Grab des Apostels Matthias in Trier.

Die verschiedenen St. Matthias-Bruderschaften bieten (Fuß-)wallfahrten, für Jugendliche, für Schulen, als Familien- oder als Seniorenwallfahrten an.

Weitere Informationen auf der Homepage der Matthiaswallfahrt.

Vierzehnheiligen bei Bamberg

Ähnliche wie Trier ist die Basilika Vierzehnheiligen mit dem barocken Franziskanerkloster und dem Mutterhaus der Franziskusschwestern bei Bad Staffelstein im Erzbistum Bamberg ein beliebtes Wallfahrtsziel. Die oberfränkische Basilika ist den 14 Nothelfern geweiht. Zu ihnen zählen die Bischöfe Dionysius, Blasius, Erasmus, die Ritter Georg, Eustachius, Achatius, die Märtyrerinnen Katharina, Barbara, Margareta, der Arzt Pantaleon, der Diakon Cyriacus, der Mönch Ägidius, der Knabe Vitus und der Christuskindträger Christophorus.

Die Legende berichtet, dass vor über 500 Jahren ein Schäfer eine Erscheinung hatte, die der Grundstein für eine der bekanntesten Wallfahrtskirchen Bayerns werden sollte. Die Basilika wurde Ende des 18. Jahrhunderts gebaut — sie gehört zu den bedeutendsten Barockbauten in Franken. Seit dem 15. Jahrhundert und bis heute streben Wallfahrer nach Vierzehnheiligen, um den Schutz der 14 Nothelfer zu erbitten.

In Vierzehnheiligen werden die Wallfahrer von den Franziskanern betreut: in Gesprächen, bei Gottesdiensten, im Beichtstuhl, bei Kirchenführungen, als Organisten, als Pförtner, als Köche und Gärtner.

Die meisten Pilgerwege führen von Seßlach und Untermerzbach nach Vierzehnheiligen. Der sogenannte „Fränkische Bibelweg" verläuft 9 km von Untermerzbach bis Seßlach Er wird von 12 Holz-Skulpturen begleitet, die zum Thema "Von der Schöpfung zum Himmlischen Jerusalem" geschaffen wurden. Mit zwei neuen Skulpturenwegen ist in Verbindung mit dem schon bestehenden Bibelweg ein Rundweg mit dem Ziel in Vierzehnheiligen entstanden. Jede Figur wird durch theologische Texte erklärt und ist einem Thema gewidmet. 47 km führt der Rundweg von Untermerzbach über Seßlach nach Vierzehnheiligen und wieder zurück.

Weitere Informationen zu den Wallfahrtswegen rund um das Kloster finden Sie auf der Internetseite zur Basilika Vierzehnheiligen.

Kreuzberg in der Rhön

Auch das Franziskaner-Kloster Kreuzberg in der Rhön zieht jährlich viele Wallfahrer an. Der Kreuzberg liegt nahe der Stadt Bischofsheim an der Rhön in Unterfranken in der Diözese Würzburg. Von seinem Gipfel eröffnet sich der Rundblick weit in das fränkische Land, die Hessische Rhön und den Thüringer Wald.

Im 17. Jh. errichteten die Franziskaner die heutige Wallfahrtskirche zusammen mit einem Kloster auf dem Kreuzberg. Seit dieser Zeit ist sie ein viel besuchter Wallfahrtsort und seit dem letzten Jahrhundert auch ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Naturfreunde.

Zu den Aufgaben der Franziskaner zählen die Wallfahrtsseelsorge, Exerzitienangebote, Seelsorgsaushilfen und der Brauereibetrieb neben der Gastronomie. Denn der Kreuzberg beherbergt die letzte noch bestehende Franziskanerbrauerei Deutschlands. Vom Kloster Kreuzberg führt ein Kreuzweg mit Bildkapellen zu drei steinernen Golgota-Kreuzen. Sie stellen die 12. Station des Kreuzwegs dar, der dem in Jerusalem nachempfunden ist. Der Weg zu den drei Wallfahrts-Kreuzen führt entweder über eine steinerne Treppenanlage aufwärts oder über den Kapellenkreuzweg mit 14 Stationen. Aber auch so reizen zahlreiche Wanderwege viele Pilger auf den Kreuzberg mit dem Ziel der Klosterkirche. 70—80 Wallfahrten finden allein aus Franken jährlich zum „Heiligen Berg der Franken“, und seinem Kloster statt.

Sainte-Marie-Madeleine, Vézelay, Frankreich

Das ehemalige Benediktinerkloster von Vézelay ist ein berühmter Wallfahrtsort in Frankreich. Zentrum ist die romanische Basilika Sainte-Marie-Madeleine. Sie liegt erhöht auf einem Hügel im nordwestlichen Zipfel des Gebirges Morvan. Die über tausendjährige Geschichte des von Vézelay begann 878 mit der Gründung einer Benediktinerabtei. Durch die Reliquien Maria-Magdalenas wurde der Ort in Burgund zu einem der bekanntesten Wallfahrtsziele in Frankreich.
Zudem wurde das Dorf Sammlungsort für die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela in Spanien. Mit Franz von Assisi ließen sich ab 1217 die Franziskaner in Vézelay nieder und gründeten das erste französische Minoritenkloster. Heute betreuen die Gemeinschaften von Jerusalem den Wallfahrtsort.

In den letzten Jahren fanden immer wieder von den Franziskanern organisierte Jugendwallfahrten nach Vézelay statt. Aus ganz Frankreich pilgerten Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz unterschiedlichen Richtungen nach Vézelay. Auch deutsche Jugendliche aus den Bistümern Speyer und Freiburg waren dabei.

Weitere Informationen zur Jugendwallfahrt nach Vézelay finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Franziskanerprovinz.

Südtirol/Schweiz: vom Kloster Marienberg zum Kloster Müstair

Weniger Pilgerweg aber ein herausragendes meditativ/geistliches Angebot für Wanderer und Touristen stellt der "Stundenweg" von der Benediktinerabtei Marienberg in Burgeis in Südtirol zum romanischen Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair in der Schweiz dar. Dieser Wanderweg entlang der Bergflanken weiter Alpentäler - Wegdauer rund sechs Stunden - ermöglicht durch seinen Verlauf fernab der Zivilisation einen kurzen Ausstieg aus dem Alltag. Meditationstafeln mit exzellenten Texten geben Anregungen für Gespräch und Besinnung (Internetauftritt des Stundenwegs).

Startpunkt ist das Kloster Marienberg. Die Klosterkirche stammt aus dem späten 12. Jh. und ist vor allem wegen ihrer romanischen Fresken in der Krypta bekannt. Nach Umbauarbeiten im Jahre 1643 diente die Krypta als Bestattungsort für die Mönche. 1980 wurden die Grufteinbauten entfernt und der über Jahrhunderte verdeckte Freskenzyklus kam zum Vorschein. Er ist heute nur im Rahmen des Vesper-Gebets zugänglich. Die Klosterkirche selbst erhielt im 17. Jahrhundert das heutige barocke Aussehen. Figuren großer Ordensgründer an den Wänden der Kirche schlagen eine Brücke zu den anderen Ordensgemeinschaften. Darunter fineden sich der heilige Augustinus ebenso wie Benedikt, Franziskus und Dominikus. Auch Bernhard von Clairvaux und Norbert von Xanten finden sich.

Älter als Marienberg ist das Kloster St. Johann in Müstair. Von Weltrang sind der grösste frühmittelalterliche Wandmalereizyklus aus dem 9. Jahrhundert und die romanische Bilderwelt des 12./13. Jahrhunderts in der Klosterkirche. Der ab 957 erbaute Plantaturm gilt als ältestes Profangebäude des Alpenraumes. Das heutige Benediktinerinnenkloster Müstair ist ein Zeuge christlicher Hochblüte um 800 und UNESCO-Weltkulturerbe.