Ordensgemeinschaften in Deutschland

Nachschlag #fürdich - die Hintergründe

Seit 24 Jahren kochen die Franziskaner im Berliner Stadtteil Pankow für Obdachlose.

Immer Freitags bringen wir an dieser Stelle Hintergrundberichte zu ausgewählten Bildern unserer Social-Media-Kampagne "fürdich".

Seit 24 Jahren kochen die Franziskaner im Berliner Stadtteil Pankow für Obdachlose. Bruder Andreas Brands wirkt hier seit 2012. Zuvor war er von 2001 bis 2007 als Guardian in leitender Verantwortung in Berlin tätig. In seiner Amtszeit wurde die Suppenküche neu gebaut. Als dann 2012 die Stelle der Leitung frei wurde, hat er die Chance wahrgenommen. „Ich schätze diese wirklich herausfordernde Arbeit in der Suppenküche sehr. Sie führt mich an die Wurzeln unserer franziskanischen Berufung. Bei Franziskus war es am Anfang ja nie so romantisch, wie es die Geschichte heute erzählt. Da ging es immer schon um die radikale Note der Menschen. Das war Knochenarbeit.“

Der Not der Menschen begegnet Bruder Andreas täglich. In Spitzenzeiten kommen etwa 400 Menschen in die Suppenküche in der Wollankstrasse. Die meisten von ihnen haben kaum noch eine Perspektive. Sie leben am untersten Rand der Gesellschaft. Auch Br. Andreas ist da realistisch. „Wir beschäftigen hier eine Sozialarbeiterin. Aber bei der Menge an Gästen müssen wir auch unsere Grenzen erkennen. Unser Ziel ist es, das Leben der Menschen für heute zu verändern. Für diesen einen Moment.“

Echte Wertschätzung und ein würdevoller Umgang ist den Brüdern in Pankow wichtig. Deswegen nennen Sie die Menschen „Gäste“. Deswegen wird jeder zunächst gesiezt. Und deswegen wurde die Suppenküche vor ein paar Jahren aufwendig neu gebaut und liebevoll gestaltet. „Das hat natürlich auch Kritik nach sich gezogen. Wir glauben aber, dass jeder Mensch das Bedürfnis hat, in einem schönen Umfeld zu leben. Bei uns ist es ,ganz schön einfach‘. Es gibt keinen Luxus, aber wir haben Wert gelegt auf eine ordentliche Ausstattung. Die großen Fenster lassen viel Licht rein. Die Gäste sollen sich eben wohl fühlen bei uns.“ Sie könnten ja auch woanders hingehen, denn Berlin ist in Sachen Essensausgaben ganz gut aufgestellt. Aber die Gäste spüren, dass hier etwas anders ist.

Die Suppenküche wird schon als Kirche am Ort wahrgenommen, auch wenn das im Alltag keine große Rolle spielt. Pankow ist eben Berlin und da spielt Kirche insgesamt keine große Rolle. Von den Ehrenamtlichen, die Br. Andreas und seine Mitarbeitenden unterstützen, haben die wenigsten direkten Bezug zur Kirche. Dennoch: das gemeinsame Gebet vor dem Essen fällt an keinem Tag aus. Auch nicht, wenn keiner der Brüder im Haus ist. Dann betet eben ein Mitarbeiter. „Vor jedem Gebet läutet unsere Glocke, genauso, wie vor den Eucharistiefeiern hier im Kloster. So können wir nach außen zeigen, dass das, was wir hier machen, Gottesdienst ist“, sagt Bruder Andreas.

Dass der Dienst an den Armen und Schwachen mehr im Bewusstsein der Kirche ankommt ist ein großes Anliegen von ihm. „Die Not der Menschen kommt in der Liturgie wenig vor. Bei uns beten wir immer auch für unsere Gäste, oft in ganz konkreten Anliegen. Wir können das gar nicht mehr trennen.“

Die Arbeit in der Suppenküche hat ihn auch im Alltag sensibler für die Nöte der Menschen gemacht. Er sei vorsichtiger geworden im Urteil und mutiger, mit Ausgegrenzten ins Gespräch zu kommen.

Manchmal kommt der Franziskanerbruder ins Grübeln. Wenn ein langjähriger Gast immer wieder versucht, sein Leben zu verändern, es aber nicht schafft. Dann aber erlebt er an anderen Tagen wieder die große Solidarität unter den Obdachlosen und die fürsorgliche Art und Weise, wie sie miteinander umgehen. Dann entdeckt er ein paar Gäste auch in der sonntäglichen Eucharistiefeier. Das sind Momente, die ihm Kraft geben für den „Knochenjob“.

Es ist eine Arbeit, die viel Einsatz erfordert. Aber auch Kreativität ist gefragt. Der Betrieb der Suppenküche wird zu 100% auf Spendenbasis finanziert. Da man nie genau sagen kann, was an Lebensmittelspenden rein kommt, verlangt die Zubereitung der Küche ein hohes Maß an Kreativität ab.

Die Suppenküche in Pankow ist ein kleiner Fleck im großen Berlin. In einer Stadt, in der die Kirche nicht wahrgenommen wird ist hier ein Ort der Begegnung entstanden. Ein Ort, an dem Menschen Begleitung erfahren in ihren konkreten Lebenssituationen. Bruder Andreas wünscht sich noch mehr solche Orte. „Kirche muss im Heute leben. Sie darf sich nicht auf das Gestern konzentrieren. Das ist meine Sorge wenn ich auf die innerkirchlichen Debatten schaue. Die Nöte der Menschen sind so vielfältig. Da müssen wir uns öffnen und motivierende Zeichen und Gesten setzen. Unsere Grundfrage muss sein: Was braucht der Mensch?“

Die Suppenküche der Franziskaner in Pankow ist geöffnet von Di – So jeweils von 8:00 h – 14:30 h.

Wenn Sie die Arbeit der Brüder unterstützen möchten: Suppenküche der Franziskaner, IBAN: DE32100900001277556002 – BIC: BEVODEBB