Ordensgemeinschaften in Deutschland

Laiengemeinschaft im Gefängnis

Festakt der Dominikanerinnen von Bethanien mit Gästen aus den USA.

Die Dominikanerinnen von Bethanien begehen in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Zum Hauptfestakt am 14. August reisten Schwestern aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz in das französische Mutterhaus in Montferrand bei Besançon. Ehrengäste waren eine Delegation der bethanischen Laiengemeinschaft von Norfolk, USA, sowie einige französische Dominikaner, darunter Pater Bruno Cadoré, der Ordensmeister des Dominikanerordens.

Die amerikanischen Gäste brachten dabei einen besonderen Akzent in die Feier, denn sie haben vor einigen Jahren in Norfolk, Massachusetts eine neue Laiengemeinschaft von Bethanien gegründet, die genau den Kern der Spiritualität von P. Lataste trifft. Dieser erhielt 1864 in einem französischen Frauengefängnis die Inspiration zur Gründung Bethaniens. Er sah die tiefe Reue und Frömmigkeit der inhaftierten Frauen und gleichzeitig die unmenschliche Härte, mit der die französische Gesellschaft sie behandelte. Er empfahl den Frauen, aus dem Gefängnis ein Kloster zu machen, so zu leben, als seien sie Nonnen, die freiwillig schwiegen und im Haus blieben – und nicht gezwungenermaßen. Gleichzeitig gründete er außerhalb des Gefängnisses eine Ordensgemeinschaft, die die entlassenen Frauen aufnahm und ihnen ermöglichte, sich unerkannt in die Gruppe der unbescholtenen Schwestern einzureihen. Genau das passiert heute im Männergefängnis in Norfolk, USA. Inzwischen gibt es etwa 30 Inhaftierte, die nach den Idealen der bethanischen Spiritualität leben, auch wenn sie das in der Gefängnishierarchie sinken lässt. Auch die Gemeinschaft außerhalb, zu der die vier Gäste in Montferrand gehören, wächst. Manche der Gefangenen sagen ihnen, dass sie sich durch die Laienbrüder und –schwestern von Bethanien in der Haft zum ersten Mal wie Menschen behandelt fühlen.

Einer der Gefangenen hatte ein ganzes Jahr lang bunte Papierrosen gebastelt, mühsam, da er keine Schere sondern nur einen Nagelknipser benutzen darf. Umso kostbarer war dieser Schmuck für die Festgemeinde. Eine Verbundenheit über die Kontinente hinweg entstand durch die gemeinsame Spiritualität und das Gebet.

In Deutschland liegt der Schwerpunkt der Dominikanerinnen von Bethanien nicht auf der Gefängnisarbeit, denn im Ersten Weltkrieg mussten die deutschen Schwestern Frankreich verlassen. Sie ließen sich in Venlo nieder und gründeten wenig später eine eigene Kongregation; der Kontakt zum französischen Mutterhaus riss ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg antworteten sie auf die Not der Zeit mit dem Aufbau zahlreicher Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Heute gibt es Bethanien Kinderdörfer noch in Schwalmtal (Niederrhein), Bergisch Gladbach (bei Köln) und Eltville (Rheingau). So brachte die Feier die Schwestern des deutsch-niederländischen Zweiges zurück zu ihren Wurzeln.

Weitere Informationen auf der homepage und im Blog: http://www.bethanien-op.org/