Ordensgemeinschaften in Deutschland

Komm, wir finden einen Schatz (III)

Die Abtei St. Marienstern in Sachsen hütet wunderbare Skulpturen und einige interessante Geschichten.

Viele Klöster im deutschsprachigen Gebiet bergen großartige Schätze und haben über Jahre beeindruckende Schatzkammern angelegt. Sie hüten kulturell und historisch Wertvolles in ihren Mauern, das die Geschichten der Klöster bewahren und weitergeben soll. Mit Edelsteinen besetzte liturgische Geräte, künstlerisch veredelte Paramente und in Gold und Samt geschlagene Bücher finden sich heute in Besitz von Ordensleuten. Auch wenn viele während der Säkularisation ihren Besitz verloren haben, gibt es doch einige die ihren Besitz zu beschützen wussten.  In unserer Sommerreihe stellen wir fünf davon vor. 

Im Freistaat Sachsen, in Panschwitz-Kuckau liegt, umringt von Wald und Feldern, zwischen den Ausläufern des Mittellausitzer Berglandes, die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienstern. Neben dem Klostergebäude, das aufgrund seines Alters, seiner Geschichte und seiner besonderen Schönheit schon ein kleiner Schatz ist, beherbergt St. Marienstern in seinem Torhaus auch eine prächtige Schatzkammer.

Seit mehr als 750 Jahren blickt die Abtei auf eine ununterbrochene Klostergeschichte zurück, was wohl, gerade für den Osten Deutschlands, ein seltener Fall ist. Die Familie von Kamenz war es, die dieses Kloster 1225 stiftete und bis heute hält sich eine Legende um diese Stiftung. Bernhard III. von Kamenz, späterer Bischof von Meißen, verirrte sich bei Nacht im sumpfigen Gelände und drohte mitsamt Pferd zu versinken. In seiner Not gelobte er die Gründung eines Klosters, sollte er gerettet werden. Im Glanz des Morgensterns erschien ihm die Gottesmutter und der Boden wurde fest, Ort und Name des zukünftigen Klosters waren gefunden.   

1284 fand die endgültige Übersiedlung des Konvents in die Abtei statt, die bis heute ununterbrochen von Schwestern bewohnt ist. Kriege, Krankheiten, politische Wandel konnten dem Konvent nichts anhaben. Die Hussitenkriege erschütterten 1429 die Klostermauern, die Reformation den Nachwuchs im Konvent, letztlich konnte aber durch ein Abkommen im „Prager Frieden“ festgelegt werden, dass in Religionssachen alles beim „status quo“ bleibe und das Kloster somit staatlich geschützt wurde. Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen-Krieges brauchte es starke Äbtissinnen wie Anna Margaretha Dorn, Katharina Bernada oder Josepha Elger, die das Kloster wiederaufbauten und es im 18. Jahrhundert zu seiner Glanzzeit führten. Vor allem im 19. Und 20. Jahrhundert widmeten sich die Schwestern der Erziehungsarbeit, zunächst entstand ein Mädchenerziehungsheim, das während des Nazi-Regimes allerdings geschlossen werden musste. Während des Bestehens der DDR konnten die Schwestern ihr religiöses Leben unbeschadet fortführen, ihre Arbeit mit geistig behinderten Mädchen wurde von der Politik geschätzt.

Heute leben noch 14 Schwestern in den traditionsreichen Klostermauern und widmen sich den zahlreichen Aufgaben die das Leben im Kloster mit sich bringt.

In den insgesamt 12 Ausstellungsräumen erfährt der Besucher nicht nur Interessantes über die Geschichte des Klosters, den Bau und die enge Verbindung zur Region, sondern kann auch zahlreiche Kostbarkeiten entdecken. Beginnend mit der Klostergründung ist hier beispielsweise der Bischofsring Bernhard des III. ausgestellt, sowie der Äbtissinnenstab der Barockäbtissin Anna Magaretha Dorn. Ein weiterer Raum befasst sich mit der frauenklösterlichen Bilderwelt. Die Mystik des 14. Jahrhunderts zog viele Frauen in die Klöster und prägte die Kunstwelt der Zeit. Zahlreiche Andachtsbilder, sowie Skulpturen die Maria in der Hoffnung oder mit Jesuskind zeigen werden hier ausgestellt. Viele von ihnen sind ortstypisch gestaltet so wie der „Bambino“ oder das Bornkinnl. Auch die besondere Hingabe zum Leiden Christi kommt in der Ausstellung zur Geltung, besonderer Höhepunkt das Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert. Ein weiterer Raum widmet sich den Heiligen, Holzskulpturen aus dem 15. und 16. Jahrhundert zeigen die Verbundenheit zu Heiligen wie Ursula, Magdalena aber auch Johannes dem Täufer, dem die Johannesschüssel gewidmet ist. Schmuckvolle Reliqiuenbehälter, die Arme, Finger und Rippen der Heiligen erhalten, waren bis in die frühe Neuzeit hinein Anziehungspunkt für Wallfahrer nach St. Marienstern. Den wichtigsten Schatz des Mariensterner Heiltum bildet die Reliquie der Hl. Ursula und ihrer Gefährtinnen. Ursprünglich wurden in St. Marienstern 78 Häupter der Jungfrauenschar und der Leib der hl. Paulina aufbewahrt. Die Büste der Hl. Paulina und ein Finger der Hl. Ursula werden heute ausgestellt. St. Marienstern verfügt über eine große Kollektion von Kelchen, Patenen und Meßkännchen des 13.-18. Jahrhunderts die bis heute noch im liturgischen Gebrauch sind. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Paramente, bestehend aus Meßornaten, Altar- und Kanzelgewändern, sowie Klosterarbeiten aus dem 18. Jahrhundert, unter anderem Zeremonienschuhe der Äbtissin. Das Kloster stand seit dem 17. Jahrhundert im engen Kontakt zum Dresdner Hof, zahlreiche Geschenke an die Äbtissinnen, darunter eine Reiseapotheke für die Äbtissin Catharina Bernada oder ein Pontifikallavabo. Auch der Kontakt zu Böhmen war eng und über diese Verbindung wurden Bildhauer, Goldschmiede und Maler vermittelt, Bücher, Handschriften und anderes wurde ausgetauscht und Reliquare, Leuchter oder Gefäße wechselten von einem Kloster ins andere.

Fast 250 Exponate des Mariensterner Klosterschatzes können im historischen Torhaus bestaunt werden, darüber hinaus finden sich in den vier neuen Ausstellungsräumen noch weitere 100 Werke, die von der besonderen Verbundenheit des Klosters zur Umgebung, Land und Leuten zeugen.

Die Schatzkammern des Klosters Marienstern können
Mitte März- Mitte Oktober
Dienstag bis Freitag: 10:00 – 16:30 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertags: 12:00 – 16:15 Uhr
besichtigt werden. 

Für Gruppen ab 10 Personen ist die Besichtigung auf Voranmeldung auch zu anderen Zeiten möglich.

Weitere Infos auf der Homepage des Kloster St. Marienstern