Ordensgemeinschaften in Deutschland

Komm, wir finden einen Schatz (II)

Das Benediktiner-Kloster St. Paul im Lavanttal wird als das Schatzhaus Kärntens bezeichnet.

Viele Klöster im deutschsprachigen Gebiet bergen großartige Schätze. Obwohl eines der Gelübde Armut lautet, haben einige Klöster über Jahre beeindruckende Schatzkammern angelegt. Diese Schätze dienten aber nie dem Einzelnen, sondern sollten durch ihre Schönheit und Pracht zur größeren Ehre Gottes reichen. Mit Edelsteinen besetzte liturgische Geräte, künstlerisch veredelte Paramente und in Gold und Samt geschlagene Bücher finden sich heute in Besitz von Ordensleuten. Auch wenn viele während der Säkularisation ihren Besitz verloren haben, gibt es doch einige die ihren Besitz zu beschützen wussten. In unserer Sommerreihe stellen wir fünf davon vor. 

1091 sandte Graf Engelbert von Spanheim seinen Sohn aus, um Mönche für eine Klostergründung zu finden. Die geistlichen Zentren erblühten zu dieser Zeit im Gebiet des heutigen Österreichs, in dem schon etwa 700 Klöster gab. Im Mittelalter war der Benediktinerstift ein bedeutendes Schulkloster geworden, obwohl es von Katastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen war. Brände, Kriege und nicht zuletzt die türkischen Armeen im Jahre 1476 setzten dem Kloster schwer zu. Durch Abt Hieronymus Marchstaller erblüht das Kloster im 16. Jahrhundert erneut, die heute bestehenden Bauten entstanden unter seiner Führung. Fast 20 Jahre stand das Kloster nach einem Beschluss Kaiser Wilhelms II. 1787 leer, 1940 wurde der Stift durch das Naziregime aufgehoben. Doch seit 1947 leben die Brüder gemeinsam das „ora et labora“ ihres Gründers dem Hl. Benedikt in den geschichtsträchtigen Mauern des Stiftes. Es ist das älteste, noch aktive Benediktinerkloster in Kärnten.

Die Schatzkammer des Stiftes präsentiert einige hervorragende Stücke sowohl aus dem alten St. Paul als auch aus dem Stift St. Blasien im Schwarzwald. Höhepunkt der Ausstellung ist wohl das Adelheidskreuz aus dem 11. Jahrhundert, bestehend aus einem mit Gold- und Silberblech überzogenem Holzkern und verziert mit 24 antiken Gemmen, 3 Skarabäen und 147 Edel- und Halbedelsteinen. Auch eine Reihe von Monstranzen aus dem 15. und 16. Jahrhundert, sowie ein ebenfalls aus der Zeit der Gotik stammender Abtstab werden dem Besucher präsentiert. Ein Beispiel für die gotische Architekturplastik bietet der aus dem 13. Jahrhundert stammende Buchdeckel, der den Gründerabt St. Blasiens, den Hl. Blasius selbst zu Füßen der Muttergottes mit Kind zeigt. Ein weiteres bemerkenswertes Exponat ist der Kelch Kaiser Karls VI., der sich durch die Verwendung von reinem Gold und feinen Ausarbeitungen auszeichnet.

Viele der Exponate sind auch Schenkungen der Kaiserin Maria Theresia, unter anderem ein Amethystkreuz und ein Reliquar des Hl. Leopold. Auch in der Paramentenkammer finden sich Schenkungen der Kaiserin, beispielsweise das Trauerornat, sowie viele andere im 18. Jahrhundert gefertigte Ornate, die angeblich von ihr selbst aus ihrer eigenen Kleidung hergestellt wurden. In der Paramentenkammer finden sich Beispiele für die kirchliche Kleiderkunst beginnend mit dem 12. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert.

Die Kunst- und Wunderkammer des Stiftes bietet Einblicke in die Gold- und Silberschmiedearbeiten vergangener Jahrhunderte. Darunter finden sich der Nautilius-Pokal und ein Relief von 1601, dass den Hl. Hieronymus darstellt. Zahlreiche Uhren und Täfelchen aus Alabaster- und Elfenbein komplementieren die Sammlung. Ein Prunkstück ist auch der „Lebensalterhumpen“ von 1600. Auch Beispiele aus der Glasbläserkunst finden sich in den Kammern, die sich durch ihre Eleganz und Feinheit auszeichnen.

Alles in allem bietet die Schatzkammer des St. Paul Stifts im Lavantal einige sehenswerte und besondere Exponate.

Geöffnet ist das Museum vom 1. Mai bis 30. Oktober:

Mittwoch – Samstag von  10:00 – 16:00 Uhr
Sonntag von 11:00 – 17:00

Es werden Führungen angeboten.

Weitere Infos auf der Homepage des Stifts.