Ordensgemeinschaften in Deutschland

Komm, wir finden einen Schatz (I)

Um den Schatz der Abtei St. Maurice ragt sich so manche Legende

Viele Klöster im deutschsprachigen Gebiet bergen großartige Schätze und haben über Jahre beeindruckende Schatzkammern angelegt. Sie hüten kulturell und historisch Wertvolles in ihren Mauern, das die Geschichten der Klöster bewahren und weitergeben soll. Mit Edelsteinen besetzte liturgische Geräte, künstlerisch veredelte Paramente und in Gold und Samt geschlagene Bücher finden sich heute in Besitz von Ordensleuten. Auch wenn viele während der Säkularisation ihren Besitz verloren haben, gibt es doch einige die ihren Besitz zu beschützen wussten.  In unserer Sommerreihe stellen wir fünf davon vor. 

Im vergangenen Jahr ereignete sich in der Schweiz ein Jubiläum, auf das in der westlichen Welt keine andere Abtei zurückschauen kann. Die Abtei St. Maurice in Wallis feierte ihr 1500jähriges Bestehen, ohne Unterbrechung. Auf Befehl des Königs Sigismund wurde das Kloster der Augustiner Chorherren errichtet, zu Ehren des Hl Maurice. Dieser war als Anführer der Thebäischen Legion in das Gebiet um den Genfer See gekommen um gegen das Christentum zu kämpfen, ließ sich dort taufen und starb Ende des dritten Jahrhunderts als Märtyrer. Mitten in den Hang des Berges gebettet, sieht sich die Abtei häufig bedroht, zum einem durch den Berg selber, der die Kirche siebenmal zerstört, zum anderen durch Krieg und Raubzüge. Im Mai 1800 zog Napoleon mit seinen Truppen Richtung Italien und fand am Wegesrand die Abtei, kurzentschlossen wollte er sie plündern, doch der Abt hatte bereits alle Schätze bei den benachbarten Bauern versteckt. Napoleon soll darauf getobt und geschrieben haben: „Es sieht ganz so aus, als existiere diese Abtei gar nicht!“ und der Abt antwortete: „Sie haben Recht, Sire, unsere Abtei existiert nicht.“ Napoleon zog von dannen und der Schatz zurück in die Abtei. Dieser kann dort seit kurzen, neben einem großen Ausgrabungsareal, dass die Gräber des Märtyrers und seines Gefolges zeigt, bestaunt werden und gehört zu den größten und bedeutendsten Schätzen der Welt.

In der Schatzkammer erwarten den Besucher zahlreiche Juwelen, mit Edelsteinen geschmückte Kreuze und „die Kathedrale“, ein besonderer Bischofsstab. Einer der wichtigsten Schätze ist der Reliquienschrein des Heiligen Mauritius, der seine Enthauptung darstellt. 2014 wurde dieser Schrein im Louvre ausgestellt, das einzige Mal, dass er fernab seiner Heimat war. Sonst wird er nur am 22. September aus der Abtei herausgebracht, um am Festtag des Heiligen durch den kleinen Ort Saint-Maurice getragen zu werden. Zu diesem Ereignis reisen übrigens auch viele Afrikaner an, da Mauritius in der Tradition als der erste Mensch mit dunkler Hautfarbe gilt, der von der Kirche als Heiliger anerkannt wurde.  Doch auch weitere Schreine aus dem 7. und dem 12 Jahrhundert finden sich in der Schatzkammer.

Neben den Schreinen gehört eine dunkelblau schimmernde Vase aus Sardonyx zu den großen Schätzen der Abtei. Gefertigt wurde sie wohl im ersten Jahrhundert vor Christus in Griechenland, von wo aus sie dann eines Tages dem heiligen Bischof Martin von Tours in die Hände fiel, der sie der Abtei als Pilgergeschenk überreichte. Und nicht nur der heilige Martin war Pilger in St. Maurice, auch Karl der Große war um 800 zu Gast im Kloster und brachte als Geschenk eine Doppelkanne aus Emaille mit, einer der Gründe für die versuchte Plünderung durch Napoleon.

Zu besichtigen sind Basilika, Schatz und die archäologische Ausgrabungsstätte:

Dienstag – Freitag: 10:00 – 17:30 Uhr

Samstag und Sonntag: 13:30 – 17:30 Uhr

Man sollte ungefähr 1,5h für seinen Besuch einplanen und erhält einen Audioguide in Französisch, Deutsch, Italienisch oder Englisch. Es werden auch Führungen angeboten.

Weitere Infos auf der Homepage der Abtei.