Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kleinod Kloster (III): Das Franziskanerkloster Marienthal im Rheingau

In einer Sommerreihe stellt orden.de in den kommenden Wochen einige kleinere Klöster vor, die zwar weniger bekannt sind, aber dennoch ihre jeweils eigenen Geschichten erzählen …

Klöster sind Orte der Tradition und Authentizität, aber auch der Neugier und Findung. Manch ein Kloster in Deutschland lädt mit beeindruckenden Bauten, seiner Geschichte und spirituellen Angeboten zum Besuch und auch zum Staunen ein. Neben solchen traditionsreichen Abteien aber gibt es die weniger bekannten und kleineren Klöster, die nicht so sehr im Licht der Öffentlichkeit stehen. Manches Mal handelt es sich um echte "Kleinode", die entdeckt werden wollen.

Die Klöster in denen häufig nur wenige Konventmitglieder leben, erzählen ihre jeweils ganz eigene Geschichte. In einer Sommerreihe stellt orden.de in den kommenden Wochen einige von ihnen - oder auch besondere Orte oder Angebote dieser Klöster - vor. Der Weg führt uns in ein tief eingeschnittenes Seitental im Rheingau zum Franziskanerkloster und Wallfahrtsort Marienthal.

Die Geschichte des unscheinbaren Marienbildes

Marienthal zählt zu den ältesten Wallfahrtsorten Deutschlands. Es liegt im Tal des Elsterbachs, einem Seitentals des Rheintals im Rheingau und gehört zur Stadt Geisenheim. Ein liebevoll gepflegter Waldgarten, der zu Gebet und Meditation einlädt und der in den angrenzenden Wald übergeht, umgibt die Klosterkirche und den Freiluftaltar.

Im Jahr 1309 - so die Legende - kam der erste Wallfahrer nach Marienthal, kniete vor dem Marienbild nieder und bat die Muttergottes um ihre Fürbitte. Es war ein Jäger, der durch einen Unfall das Augenlicht verloren hatte und bei den Ärzten keine Hilfe fand. Er erinnerte sich des unscheinbaren Marienbildes, das in einem stillen Waldtal an einem Baum befestigt war. Voll Vertrauen wollte er noch einmal dorthin geführt werden, um dort zu beten. Und die Chronik berichtet: Als er sich vom Gebet erhob, sah er klar und deutlich wie früher.

Diese auffallende Heilung veranlasste 1313 den Beginn eines Kapellenbaus, in welchen das Marienbild übertragen wurde. Da sich immer neue Heilungen ereigneten und mehr Leute in das entlegene Tal kamen, um hier Maria zu verehren und ihr Sorgen und Nöte anzuvertrauen, wurde schon nach wenigen Jahren (1326) mit dem Bau der Kirche begonnen, die 1330 von Erzbischof Balduin von Trier eingeweiht wurde. Zunächst betreuten Diözesanpriester die Wallfahrer. Im 15. Jahrhundert lösten sie die "Brüder vom Gemeinsamen Leben" ab, die hier 1468 die erste Klosterdruckerei der Welt einrichteten. Ihnen folgten im 16. Jahrhundert die Augustinerchorherren und im 17. und 18. Jahrhundert die Jesuiten.

1873 übernahmen die Franziskaner den Dienst am Wallfahrtsort Marienthal. Heute lebt hier eine aktive Gemeinschaft von sieben Brüdern. Aus dem Geist des hl. Franziskus wollen sie für die Pilger da sein. Sie engagieren sich in der Seelsorge am Wallfahrtsort und den umliegenden Gemeinden, in der Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen, und in der Sorge für Kloster, Garten und Kirche.

Hier geht's zum Internetauftritt des Franziskanerklosters Marienthal.