Ordensgemeinschaften in Deutschland

Gebet für deutschen Bischof und Spiritaner Peter Marzinkowski CSSp

Aufgrund der aktuellen politischen Situation in Zentralafrika ist der Kontakt zu Bischof Peter Marzinkowski CSSp abgebrochen. Seine Freundeskreise in Deutschland haben sich zu einer Gebetskette zusammengeschlossen...

Am 24. März 2013 eroberten Rebellen Zentralafrikas Hauptstadt Bangui und zwangen Präsident Bozizé in die Flucht. Von den anschließenden Plünderungen war auch der Sitz des Bischofs in Alindao betroffen. Bischof ist dort der deutsche Spiritaner Peter Marzinkowski CSSp.

Der damalige Provinzial der deutschen Ordensprovinz der Spritaner und Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Vereinigung Deutscher Ordensobern (VDO) wurde 2004 zum Bischof des neu gegründeten Bistums Alindao in der Zentralafrikanischen Republik ernannt. Zuvor war er bereits von 1968 bis 1985 in der Zentralafrikanischen Republik tätig gewesen. Von 1986 bis 1992 war er Mitglied des Generalrats der Spiritaner.

Da seit einiger Zeit der Kontakt zu ihm abgebrochen ist haben sich seine Freundeskreise in Deutschland zu einer Gebetskette zusammengeschlossen: Seit Anfang April denken sie gemeinsam jeden Mittag um 12.00 Uhr im Gebet an Bischof Marzinkowski, seine Diözese und alle Menschen in der Zentralafrikanischen Republik.

(Update, 28. Mai 2013: Inzwischen gibt es wieder Kontakt zu Bischof Marzinkowski. Die Situation vor Ort ist aber weiterhin schwierig.)

Orden.de dokumentiert Auszüge aus einem Brief von Bischof Peter Marzinkowski vom April, in dem er in Schlaglichtern seine Erfahrungen in den vergangenen Monaten schildert:

Ihr Lieben alle,

in meinem letzten Brief an Euch am 4. Advent 2012 schrieb ich von der “Rebellion”, die sich anschickte, einen “Staatsstreich” vorzubereiten, um den vor 10 Jahren auf die gleiche Art und Weise an die Macht gekommenen Präsidenten Bozize zu stürzen und mitsamt seiner Regierung in die “Wüste zu schicken”. (...)

Die Gruppe der Jugendlichen aus Emmerich, die bereits in Bangui war, um Weihnachten mit uns in Alindao zu feiern, konnte nicht mehr nach Alindao durchkommen und wurde am 2. Weihnachtsfeiertag wieder in’s Flugzeug nach Deutschland gesetzt. Es hatte viele Tränen gegeben. Aber die Entscheidung war die richtige, wie sich sehr bald herausstellte. Bischof Nestor konnte noch gerade rechtzeitig zurück kommen, am 4. Advent haben die Rebellen Bambari besetzt und sind am 05. Januar in Alindao eingezogen, wo sie noch sind und zunächst wohl auch bleiben werden. (...)

Die Rebellengruppe SELEKA wird stark von Rebellen und offiziellen Armee-Einheiten aus dem Tchad unterstützt, während Präsident Bozize sich Söldner aus Südafrika geholt hat. Bei heftigen Kämpfen in Bangui sind in der vergangenen Woche 13 Südafrikaner “gefallen”.

In Alindao verlief alles zunächst “gemässigt”, wie ich schon in Kurzberichten mitgeteilt habe. Die katholische Mission wurde besucht, aber nicht angegriffen, so versicherten die aus Zentralafrikanern gebildete Seleka-Einheit in Alindao. (...)

Mitte Januar bin ich mit Bischof Nestor nach Bangassou gefahren und von dort mit einem Flugzeug einer humanitäten Organisation nach Bangui geflogen. Die Strasse nach Bangui über Bambari - 500 km - war bereits gesperrt.

Am Samstag, den 26.01., erreichte uns die Nachricht, dass die Mission in Alindao am Tag zuvor auf Grund von total überflüssigen Interviews im französischen Rungfunk RFI angegriffen worden war. Unsere Abbés Alain und Philippe wurden mit Gewehrkolben misshandelt, alle anderen waren geflohen. Die Plünderungen und Zerstörungen der katholischen Missionen hatten begonnen und wurden immer maßloser. Am 13. Februar, Aschermittwoch, waren Bischf Cyr-Nestor und ich wieder zurück in Bangui.- Wir konnten aber nicht sofort nach Alindao weiter reisen, die Strassen waren gesperrt. Alle Missionen der Diözese waren verwaist, bis auf Alindao und Kongbo, wo die Priester trotz verschiedener Angriffe und Bedrohungen durchgehalten haben. Die Missionen von KEMBE und MOBAYE sind total verwüstet und geplündert worden. Unsere Priester von Mobaye sind auf der anderen Seite des Oubangui im Kongo (RDC).

Die Priester von Kembe und Kandogo haben in Bangui Zuflucht gesucht, wo sie auch bis heute noch gemeinsam mit Bischof Cyr-Nestor sind. Die Comboni-Schwestern von Kembe sind in Bangui, unsere “Oblaten vom heiligsten Herzen Jesu” (OCJ) sind in ihrem Ausbildungshaus in Libengue (ebenfalls RDC).

Ich konnte und wollte mich nicht in Bangui “anbinden” lassen, mich drängte es zu den allein gelassenen Mitbrüdern nach Alindao zu kommen. Nach vielen Schwierigkeiten bekamen wir dann letztendlich am 7. März einen Platz in einem Flugzeug der UN nach Bangassou, wo Abbé Alain mit meinem Auto auf uns wartete. Abiba, unsere Ökonomin, war auch nach Bangui evakuiert worden und flog jetzt mit mir wieder zurück. Am Samstag, 09.03. konnten wir dann nach Alindao fahren, alle Strassensperren wurden uns geöffnet. Zu Beginn der darauffolgenden Woche war es vorbei, Bangassou war gestürmt und von den Rebellen eingenommen worden.

Ich war froh und zufrieden, wieder in Alindao zu sein. Die Präsenz des Bischofs ist wichtig für die Menschen hier, sie fühlen sich nicht mehr total verlassen, wenn meine physischen Kräfte auch nicht mehr viel ausrichten können. Unsere Nerven wurden in der 2. Märzhälfte mehr und mehr strapaziert.

In der Nacht zum 5. Sonntag der Fastenzeit (16./17.03) riss ein gewaltiger Sturm das Dach unserer Schule “Michel Kandel” herunter. Am Wochenende um den Palmsonntag begann der Generalangriff der Rebellen und ihrer “Genossen” auf das “Bischofsdorf”. Am Tag und in der Nacht bei herrlichem Mondschein wurde abgeräumt.

  • Alle Solaranlagen ( 56 Solarzellen) des Bischofshauses, Sekretariats, Pfarrhauses und Schwesternhauses sind weg.
  • Die Werkstatt wurde von allem Werkzeug befreit, die Garage aufgebrochen und alle Autos mitgenommen. Bisher haben wir 13 Autos, 4 Motorräder und 4 Mofas der Diözese gezählt, die verschwunden sind. Die Wagen und Motorräder der anderen Pfarreien sind mitgezählt, ebenso die unserer Schwesterngemeinschaften.
  • Die Nächte waren ganz hell (Frühjahrsvollmond), ich konnte durch mein Fenster alles gut verfolgen, aber nichts machen, denn die "Gäste" waren schwer bewaffnet.
  • Der Wagen des Bischofs und der der Prokura nahmen unter "Salutschüssen" Abschied von uns und fuhren voll beladen davon.

Weitere Einzelheiten will ich mir ersparen, denn das Ganze ist eine traurige Geschichte.

Unsere Priester, die noch hier sind, beginnen zu Fuss, mit geliehenen Fahrrädern oder mit einem "Mototaxi" ihre Buschgemeinden zu besuchen. Die meisten dieser Gemeinden haben seit Weihnachten keinen Priester mehr gesehen. Wir versuchen unsere Kräfte wiederzufinden, um langsam die Arbeit wieder aufzunehmen. Persönlich kann ich auf diese Weise nicht mehr mithalten, denn die Beine wollen einfach nicht mehr, und die augenblicklich so wahnsinnige Hitze zwingt mich, im Schatten des Hauses zu bleiben.

In Alindao ist es jetzt wohl ruhig, die Rebellen sind abgezogen, die Dorfchefs versuchen; sich zu organisieren und für einigermassen Ordnung zu sorgen. Eine offizielle Bezirksverwaltung gibt es nicht mehr, auch keine Polizei oder Gendarmerie. Die Schulen sind geschlossen, im Krankenhaus versuchen Krankenpfleger, mit wenigen noch zur Verfügung stehenden Mitteln einen Notdienst aufrecht zu erhalten.

Wir brauchen zunächst noch viel Geduld und müssen warten, bevor wir uns zu voreilig in Wiederaufbauarbeit stürzen. Wir versuchen eine vollständige Bestandsaufnahme zu machen, wozu wir auf die Rückkehr unserer Flüchtlinge warten müssen. Ihr könnte beruhigt sein, uns geht es im Augenblick recht gut. Die Frauen der Gemeinde passen auf, dass wir genug zum Essen haben, und das ist wichtig, was wollen wir mehr.


Am vergangenen Samstag berichtete das Johannesevangelium (Joh. 6.16-21), wie Jesus über den See geht. Die Jünger fürchteten sich. Die Stürme des Lebens lassen uns leicht erschrecken und zweifeln. Das Leid verwirrt uns. Ereignisse, wie wir sie jetzt erleben, machen uns sprachlos. Wir sind versucht,einer traurigen Gegenwart ohne eine hoffnungsvolle Zukunft für uns nachzugeben. Und da geht Jesus über den See und ruft uns zu: "Ich bin es fürchtet Euch nicht".

"Selbst in dunklen Momenten ist Jesus uns nicht fern. Jesus geht über die vom Sturm aufgewühlten Wasser unseres Lebens und er bahnt sich einen Weg durch die Fluten und Zweifel, die sich vor uns auftürmen und unser Leben traurig und schwierig machen. Und da kommt Jesus und sagt uns : Ich bin bei Euch, fürchtet Euch nicht." Die Sicherheit des Jüngers gründet sich nicht auf seine Kraft oder seine Erfahrung, sondern auf sein Vertrauen auf den Herrn." (aus Vincenzo Paglia "Das Wort Gottes-jeden Tag")Mit diesem Vertrauen möchte ich Euch allen die lebenspendende Kraft des Geistes der Liebe Gottes zum kommenden Pfingstfest wünschen und Euch ganz herzlich grüßen.

Euer Peter aus Alindao.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Netzwerkes Afrika Deutschland.

Zur Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist der Spiritaner gelangen Sie hier.