Ordensgemeinschaften in Deutschland

Feindbild Orden: Klostersturm vor 75 Jahren

Am 13. Januar 1941, vor 75 Jahren, befahl Martin Bormann - später Hitlers Privatsekretär und einer der radikalsten Kirchenhasser - in einem Geheimerlass den

sogenannten Klostersturm.

"Die Orden sind der militante Arm der katholischen Kirche." Für Hitler, Himmler und viele andere Nazi-Größen waren sie eine zentrale Zielscheibe ihrer kirchenfeindlichen Politik. Nach Meinung der braunen Machthaber musste "die gefährlichste Kampftruppe des nach der politischen Weltmacht strebenden römischen Papsttums" langfristig vernichtet werden.

Schon bald nach 1933 ergriff der NS-Staat Maßnahmen gegen Ordensleute: Hausdurchsuchungen, Verhöre, aber auch Devisen- und Sittlichkeitsprozesse. Zum Höhepunkt des Kirchenkampfes aber kam es in den ersten Kriegsjahren: Am 13. Januar 1941, vor 75 Jahren, befahl Martin Bormann - später Hitlers Privatsekretär und einer der radikalsten Kirchenhasser - in einem Geheimerlass den sogenannten Klostersturm: Die Klöster sollten in NS-Einrichtungen umgewandelt werden: in Krankenhäuser, Erholungsheime, Erziehungsanstalten oder Schulen. Bormanns Anweisung war nicht zuletzt Teil eines Machtkampfs mit SS-Führer Heinrich Himmler, der schon seit Kriegsbeginn Klöster und kirchliche Einrichtungen beschlagnahmen ließ.

Insgesamt wurden 306 der etwa 1.600 Klöster enteignet, darunter die Abteien Gerleve und Münsterschwarzach, sowie das Missionshaus der Stelyer Missionare in St. Augustin. 

Aus dem Vatikan kommt gegen den "Klostersturm" keine offizielle Beschwerde. Nur sein Botschafter in Deutschland, Cesare Orsenigo, protestiert gegen einzelne Aktionen. Auch deutsche Bischöfe beschweren sich bei staatlichen Stellen, meist jedoch erfolglos. Öffentliches Aufsehen erregen jedoch Predigten des Bischofs von Münster im Sommer 1941: Clemens August Graf von Galen kritisiert zum einen die von den Nazis betriebene "Euthanasie", die systematische Ermordung Behinderter. Zum anderen wendet er sich gegen die Enteignung von Klöstern: "Da jagt man Schuldlose, ja hochverdiente, von Unzähligen hochgeachtete Männer und Frauen aus ihrem bescheidenen Besitz", sagt von Galen am 13. Juli 1941.

Da Hitler innenpolitische Unruhen während des Krieges vermeiden will, teilt Bormann am 30. Juli 1941 den Gauleitern mit: "Der Führer hat angeordnet: Ab sofort haben Beschlagnahmen von kirchlichem und klösterlichem Vermögen bis auf weiteres zu unterbleiben." Kurz darauf stellen auch SS und Gestapo ihre Maßnahmen ein. Damit endet der systematische Raubzug gegen katholische Klöster - auch wenn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs noch weiter einzelne Ordenseinrichtungen beschlagnahmt werden.

(kna/wdr/dok)