Ordensgemeinschaften in Deutschland

Deutsche Ordensfrauen in der Weltmission

Ein Bericht von der Studienwoche für Urlaubermissionare der DOK

Vom 20.-25. Juli 2015 fand in Schloss Fürstenried bei München die Studienwoche für Urlaubermissionare der DOK statt. Bernd Buchner, Redakteur der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) besuchte die Ordensleute vor Ort und berichtet von seinen Begegnungen:

MÜNCHEN "Manchmal machen wir einen Luftsprung", sagt Schwester Debora Endres und meint ihre jüngste Flugreise nach Deutschland. Die 52-jährige Franziskanerin leitet ein Altersheim im Kalahari-Distrikt in Südafrika. Den Heimaturlaub nutzt sie nicht nur zur Erholung, sondern besucht in München gemeinsam mit rund 30 anderen Ordensleuten die Studienwoche für Missionare der DOK. Dort ist Gelegenheit zu Fortbildung, Austausch und zum Kraft tanken im Kreis der Kollegen - unter ihnen Schwester Herta Haug (76), die lange in Ecuador wirkte, sowie Schwester Leonora Sudhoff (77), die seit fast einem halben Jahrhundert in Taiwan arbeitet.

Was steht im Mittelpunkt der Missionstätigkeit, Glaubensunterweisung oder soziales Engagement? "Es ist mehr die Gemeinschaft", sagt Dominikanerin Schwester Herta. Sie bildete in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito Ordensleute aus und war zudem in einer Pfarrei am Stadtrand tätig. "Wir besuchen die Kranken, Vernachlässigten, Armen." In den katholischen Schulen sollen die Kinder anders als in den staatlichen Einrichtungen die christlichen Prinzipien lernen: füreinander da sein, teilen, Schwächeren helfen. Inzwischen ist Herta Haug nach ein er langwierigen Erkrankung zurück in Deutschland.

Auch in Taiwan, sagt die Steyler Missionsschwester Leonora, steht die Glaubensvermittlung nicht im Vordergrund. Sie hat zwar rund zwei Dutzend Menschen zur Taufe geführt, doch auch die Englisch-und Religionslehrerin an einer katholischen Schule in Hsincho südlich von Taipeh betont eher christliche Werte: "Jeder Mensch ist wichtig, wird geachtet." In den Schulen gebe es ein herzliches Miteinander, das menschlich Warme und Persönliche sei wichtig, sagt die in Ahlen in Westfalen geborene Missionarin. "Das soziale Engagement der katholischen Kirche in Taiwan ist sehr groß", fügt sie hinzu.

Schwester Debora unterscheidet nicht zwischen Glaube und Dienst am Nächsten. "Ich bin nicht für ein Sozialprojekt oder Verkündigung geschickt worden", sagt die Oberallgäuerin. Die Franziskanerinnen von Sießen, denen sie angehört, wollten Zeugnis davon geben, "dass Schwarz und Weiß gemeinsam leben können". Im Alltag gebe es auch ein Vierteljahrhundert nach Ende der Apartheid kaum Berührungspunkte zwischen den Volksgruppen.

Stichwort "Kulturschock": Wie erleben die Schwestern den Unterschied zwischen Heimat und Arbeitsort? "Afrika ist ein singender und tanzender Kontinent", schildert Schwester Debora. Die Menschen seien musikalisch, "Ausdruck ihrer Lebensfreude". "Hier haben die Leute alles und sind am wenigsten glücklich", sagt Schwester Herta über Deutschland. "Unsere Leute", fügt sie mit Blick auf die Ecuadorianer hinzu, "sind arm, aber glücklich." Und überschwänglich beim Friedensgruß -während die Menschen in Taiwan dabei höchst formell bleiben, wie Leonora Sudhoff schildert. "Höflichkeit ist die zentrale Tugend der Chinesen."

Wie denkt man rund um den Globus über die Bischofssynode im Vatikan? Das Thema Ehe und Familie ist überall ein wichtiges Problem. "Viele heiraten gar nicht, wollen keine Kinder mehr", berichtet Leonora aus Taiwan. In Ecuador, so Herta Haug, seien viele Familien zerrüttet, "weil beide Elternteile arbeiten müssen und die Kinder allein sind". In der Ehevorbereitung sprach sie natürliche Verhütungsmethoden an, aber viele Paare entschieden sich anders. "Ich lasse das so stehen." Debora kann mit dem Problem der wiederverheirateten Geschiedenen gar nichts anfangen. In Südafrika heiraten die Menschen zuallererst im Stammesverband - samt Brautpreis. Erst danach gehen sie zur Kirche, wenn überhaupt. "Die meisten Kinder wachsen vaterlos auf", berichtet die Franziskanerin. "Die meisten Männer haben mehr als eine Frau, obwohl sie katholisch sind." Zwar erkenne die Kirche die Stammesehen nicht an und versuche, ein neues Bewusstsein zu schaffen, sagt Debora Endres. "Aber das braucht Zeit."

Sind Missionare aus Europa im 21. Jahrhundert eine aussterbende Gattung? Herta Haug sieht eher einen Wandel als ein Ende. "Wir sind nicht beunruhigt. Es werden andere Formen kommen." Es sei eine wichtige Zeit gewesen, "wir haben unser Bestes getan", so die Dominikanerin. Auch Leonora betont, die Laien müssten die christlichen Charismen weitertragen. "Ich bleibe so lange, wie ich kann. Wie es weiter geht, weiß ich nicht." Schwester Debora spricht von einem Rennen: Man bekommt den Stab und gibt ihn weiter. Die 52-Jährige setzt hinzu: "Ich habe viele Fragen. Je länger ich dort unten bin, desto mehr Fragen habe ich."

(kna/dok)