Ordensgemeinschaften in Deutschland

Deutsche Ordensfrau Ruth Pfau erhält Medienpreis "Bambi"

Die deutsche Ordensfrau („Töchter vom Herzen Mariä“) und international bekannte Lepra-Ärztin Ruth Pfau (83) hat am 22. November 2012 den Medienpreis „Bambi“ in der Kategorie „Stille Heldin“ erhalten...

DÜSSELDORF Die deutsche Ordensfrau ("Töchter vom Herzen Mariä") und international bekannte Lepra-Ärztin Dr. Ruth Pfau (83) hat am 22. November 2012 den Medienpreis "Bambi" in der Kategorie "Stille Heldin" erhalten.

Die gebürtige Leipzigerin scheute sich nicht, den rund 1.000 festlich gekleideten Gästen der ARD-Gala ins Gewissen zu reden: "Sie wissen sicher, dass Ihre Welt nicht meine Welt ist", sagte sie. Mit ihr seien 58 Prozent der Menschen in Pakistan auf der Bühne, "die heute Abend hungrig zu Bett gehen". Sie hoffe, dass durch ihren Auftritt "wenigstens ein wenig" in der Not geholfen werde.

Ruth Pfau ist es in den vergangenen mehr als 50 Jahren gelungen, die Zahl der Lepra-Erkrankungen in Pakistan drastisch zu verringern. Seit 1960 lebt die Ordensfrau in der pakistanischen 13-Millionen-Metropole Karachi. 1963 gründete sie dort mit Unterstützung der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) das Marie-Adelaide-Lepra-Krankenhaus. Unter ihrer Leitung entstand ein flächendeckendes Behandlungssystem in Pakistan. Es gab Rückschläge: Das große Erdbeben von 2005, das fast 100.000 Pakistanis in den Tod riss, hat auch rund 30 der 170 Gesundheitsstationen zerstört, die Pfau zusammen mit den Behörden in Pakistan betreibt.

Geboren 1929 in Leipzig, kam Pfau nach Kriegsende nach Westdeutschland und studierte Medizin. Mit 22 ließ sie sich evangelisch taufen, trat aber wenig später zum Katholizismus über. Während ihrer ärztlichen Weiterbildung in Bonn kam der nächste große Wendepunkt. "Das kann doch nicht alles sein: Geld verdienen - Auto kaufen - mehr Geld verdienen - anderes Auto kaufen." 1957 trat sie in den Orden der "Töchter vom Herzen Mariä" ein: Die Ordensschwestern wirken ohne Klausur und Tracht - mitten im Leben. 1960 begann Pfau ihre Arbeit als Lepraärztin in den Elendsquartieren von Karachi.

Bald zog ihre Lepra-Station aus dem Slum ins Zentrum von Karachi. Das heute weltweit angesehene "Marie Adelaide Leprosy Centre" ist vor allem ihr Werk. Die Klinik wurde der Ausgangspunkt für den Aufbau eines dichten Netzes von Ambulanzen in ganz Pakistan. Mehrere Hundert Helfer tragen dazu bei, die Lepra, Augenkrankheiten oder Tuberkulose bis ins kleinste Dorf zu bekämpfen.

Heute erkranken jährlich Hunderte Menschen neu. Zugleich müssen Hunderttausende weiter betreut werden, da das Lepra-Bakterium dauerhaft gesundheitlichen Schaden anrichtet. (kna)