Ordensgemeinschaften in Deutschland

Der einzige noch lebende deutsche Konzilsvater: Pallottiner-Bischof Johannes Jobst über die "letzte Reihe" in der Konzilsaula

Bischof Johannes Jobst SAC war einer von sieben Pallottiner-Bischöfen, die am Konzil teilnahmen. Am Treffen, zu dem Papst Benedikt XVI. alle 69 noch lebenden Konzilsväter nach Rom eingeladen hat, konnte er aufgrund von Altersbeschwerden nicht teilnehmen..

FRIEDBERG/INNSBRUCK Vor einigen Wochen ist ein Brief aus dem Vatikanischen Staatssekretariat in Patsch bei Innsbruck angekommen. Papst Benedikt XVI. hatte alle 69 noch lebenden Konzilsväter für den 11. Oktober nach Rom eingeladen. Bischof Johannes Jobst hielt die Einladung ein wenig traurig in Händen, denn die Einschränkungen des Alters lassen diese Reise nicht mehr zu.

Der 92-jährige lächelt, als er die Altersangaben liest: „Die sind alle zwischen 85 und 98.“ Er war damals mit 39 Jahren einer der jüngsten Bischöfe des Zweiten Vatikanischen Konzils. Man saß in der Konzilsaula nach dem Weihealter. „Ich saß ganz hinten“, erzählt der einzige noch lebende deutschsprachige Konzilsvater.

Er war einer von sieben Pallottiner-Bischöfen, die am Konzil teilnahmen: Unter ihnen war jeweils ein Bischof aus Brasilien, Indien, Tansania, Südafrika, Australien und Südafrika.

Johannes Jobst wurde 1920 in Frankenberg bei Regensburg geboren: Über das nahe Hofstetten kannte die Familie die Pallottiner. Johannes Jobst wollte Missionar werden und besuchte das Pallottiner-Gymnasium in Freising. Es folgen Noviziat in Olpe, Studium in Vallendar. 1950 wurde er in Limburg zum Priester geweiht und nach Australien gesandt. Am 19. März 1959 wurde Johannes Jobst zum Bischof geweiht.

Auf einer Sitzung der australischen Bischofskonferenz hatte er von der Einberufung des Konzils erfahren. Das Papst-Wort vom „Aufstoßen der Fenster, um den Heiligen Geist einzulassen“ hatte in ihm große Hoffnung geweckt für seine Ortskirche, die eben eine ganz andere Prägung hatte als die in Europa. Angetan ist der junge Konzilsvater von der „neuen Theologie“, die er in Rom kennenlernt und von der offenen Atmosphäre in der Konzilsaula. Damals ergeben sich auch erste Kontakte der beiden Bayern Jobst und Ratzinger. Mit sichtlicher Freude erzählt der 92-Jährige von den Debatten des Konzils. Die „missionarische Dimension“ der Kirche habe ganz im Vordergrund gestanden. Dass jeder Getaufte Missionar ist, das freute ihn, eben nicht allein Ordensleute und Priester. Darum habe er auch wie viele andere zwei Mal den Entwurf des Dekretes über die Mission abgelehnt und erst der Neufassung zugestimmt. Unvergesslich ist ihm, wie sehr das Konzil die Stellung der Ortskirche und des Ortsbischofs hervorgehoben habe. Das habe ihn für seine Arbeit im fernen Broome sehr ermutigt.

Hoch erfreut war und ist der Bischof über die Liturgiereform, die das Konzil angestoßen hatte. Endlich konnten wir mit den Aborigines in ihren Sprachen Gottesdienst feiern, Riten in ihr kulturelles Empfinden umsetzen, zum Heiligen Geist beten, „den sie ja fast mehr verehren wie Jesus Christus“.

Bischof Jobst trat 1996 als Bischof zurück und lebt seit 2000 in Patsch bei Innsbruck. Immer noch beschäftigt ihn die Frage nach dem Verhältnis von Orts- und Weltkirche, von Bischof und Papst. (sac)

Weitere Informationen zu Bischof Johannes Jobst finden Sie auf der Internetseite der Pallottiner.