Ordensgemeinschaften in Deutschland

Chancen #fürDich – der Hintergrund

Für Jugendliche mit Behinderung können Ordensgemeinschaften ein Segen sein...

Immer Freitags bringen wir an dieser Stelle Hintergrundberichte zu ausgewählten Bildern unserer Social-Media-Kampagne "fürdich".

Für viele Jugendliche ist der Wechsel von der Schule in die Ausbildung ein bedeutender Schritt: Sie verlassen das bekannte Umfeld - mal wehmütig, mal erleichtert – und beginnen einen neuen Lebensabschnitt. Für sie ist dies eine Chance, ihr Leben neu zu gestalten. 20.900 Jugendlichen bleibt dies laut Bundesberufsbildungsbericht jedoch verwehrt. Insbesondere junge Menschen mit körperlichen Behinderungen und/oder mit psychisch bedingten Leistungs- und Anpassungsstörungen haben es schwer auf dem Ausbildungsmarkt.

Das Berufsbildungswerk Waldwinkel der Salesianer Don Boscos hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Missstand entgegenzutreten. Pater Bernhard Stiegler SDB ist Direktor der Einrichtung: „Unser Engagement für junge Menschen hat als Vor- und Leitbild den heiligen Johannes Bosco, der sich in Turin für benachteiligte Jugendliche eingesetzt und ihnen als Freund, Vater und Lehrer Wege für ein gelingendes Leben eröffnet hat. Don Bosco war überzeugt, dass in jedem jungen Menschen ein guter Kern steckt. Auch bereits Gestrauchelte verdienen eine zweite Chance. Unseren Schwerpunkt richten wir auf gefährdete und benachteiligte junge Menschen, die nicht auf der Sonnenseite unsere Gesellschaft leben.“

Die Einrichtung in Aschau am Inn begleitet die Jugendlichen von der Frage „Was will ich werden?“ bis hin zum Ausbildungsbrief. In einer so genannten „Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme“ schlüpfen die angehenden Azubis vier Wochen lang probeweise in einen Beruf und finden so heraus, ob sie den jeweiligen Aufgaben gewachsen sind und welche technischen Hilfsmittel ggf. notwendig sind. Im Anschluss beginnen sie ihre Ausbildung in den Ausbildungsbetrieben und der Berufsschule des Berufsbildungswerks. Dabei arbeiten die Jugendlichen nicht nur in den eigenen Praxisbetrieben des Werks – Supermarkt, Hotel, Druckerei, Gärtnerei u.v.m – sondern können auch in anderen Betrieben in der Region ausgebildet werden. Mit diesem Konzept kann die Einrichtung der Salesianer Don Boscos Ausbildungsmöglichkeiten in 28 Berufen schaffen.

Das Ziel des Berufsbildungswerks geht jedoch tiefer, als den jungen Erwachsenen „nur“ eine Ausbildung zu ermöglichen. Pater Stiegler: „Wir wollen die Jugendlichen zu einer reifen, verantwortungsvollen Lebensweise befähigen und hinführen zu einer Verantwortung gegenüber den Mitmenschen, der Umwelt und dem Schöpfer.“ Das Angebot des Berufsbildungswerks bietet hierzu eine fast einmalige Chance: neben ihrer Ausbildung wohnen die Azubis im Internat des Werkes, wo sie – je nach Bedürfnissen und Fähigkeiten – alleine oder in Wohngruppen leben. Zusätzlich werden die jungen Menschen medizinisch, psychotherapeutisch, psychologisch, sozialpädagogisch und nicht zuletzt pastoral und seelsorglich begleitet. „Unser Leitbild ist ganz klar nach der von Don Bosco geprägten und christlich ausgerichteten Pädagogik geprägt. ‚Indem wir erziehen evangelisieren wir und in dem wir evangelisieren erziehen wir!‘“ erklärt der Ordensmann.

Der Salesianer sieht die Ordensgemeinschaften bei Ihrer Hilfe für benachteiligte Jugendliche in der Tradition des barmherzigen Samariters: „In jedem hilfesuchenden Antlitz dürfen wir Christus begegnen, egal in welcher Religion dieser Mensch aufgewachsen ist. Don Bosco und Mutter Teresa sind hier leuchtende Vorbilder!“ Auch in einer Zeit, in der sich viele Gemeinschaften in einer Krise befinden, sieht Pater Stiegler dafür eine Chance: „Die Not ist sicher groß und könnte angesichts der vielen Probleme junger Menschen unserer Zeit mutlos machen. Dazu kommen die wenigen geistlichen Berufungen. Trotzdem dürfen wir erkennen, dass es Sinn macht, sich für junge Menschen zu engagieren und ihnen zu helfen, dass ihr Leben gelingt. Wie schon zu seiner Zeit Don Bosco arbeiten wir heute mit vielen engagierten Laien und beziehen sie in unsere Sendung ein. Wir glauben, dass auch ‚Laien‘, wenn sie fachlich und spirituell entsprechend ausgebildet und motiviert sind, im Sinne Don Boscos arbeiten können, das Don Bosco Werk in unserer Zeit mit Leben erfüllen und so der Verantwortung gerecht werden können.“

Die Erfolge der Einrichtung in Aschau am Inn können sich sehen lassen: Im vergangenen Jahr konnten 50 Azubis ihre Ausbildung im Berufsbildungswerk erfolgreich abschließen. Darunter auch fünf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Der Direktor der Einrichtung blickt zufrieden zurück: „Es gibt viele Lebensbiographien junger Menschen, die nach allen Prognosen und Schwierigkeiten, denen die Jugendlichen ausgesetzt waren, trotz allem positiv verlaufen sind. Und es gibt viele Rückmeldungen von ehemaligen unserer Einrichtungen, die uns voller Dankbarkeit bestätigen, dass sie durch ‚Don Bosco‘ ihren Weg ins Leben gefunden haben.“