Ordensgemeinschaften in Deutschland

ausgewandert #fürDich - der Hintergrund

10% der in Deutschland lebenden Ordensleute kommen aus dem Ausland...

Immer Freitags bringen wir an dieser Stelle Hintergrundberichte zu ausgewählten Bildern unserer Social-Media-Kampagne "fürdich".

Wenn man der Predigt von P. Marcio Auth während der Sonntagsmesse in der Herz-Jesu-Kirche Handrup folgt, hat man den Eindruck einen waschechten Niedersachsen vor sich zu haben. Der Herz-Jesu-Priester hat nicht nur sprachlich die besten Voraussetzungen: Seit nunmehr 12 Jahren lebt der gebürtige Brasilianer in Deutschland und auch zu Hause in Südamerika wird Deutsch gesprochen - die Familie hat deutsche Wurzeln. P. Marcio ist einer von insgesamt 2386 Priestern mit ausländischer Herkunft in Deutschland - jeder zweite von ihnen ist ein Ordensmann (Quelle: DBK).

Der Grund für den „Import“ (DRadio) von Priestern nach Deutschland und in andere europäische Länder liegt auf der Hand: während die Zahl der Berufungen hier nur noch in wenigen Bistümern und Ordensgemeinschaften steigt, haben die Seminare in Südamerika, Afrika und Südostasien stetigen Zuwachs. Die meisten der ausländischen Seelsorger kommen aus Indien und unserem östlichen Nachbarland Polen. Neben den Welt- und Ordenspriestern leben 11 Mitglieder von Brüderorden und mehr als 2.600 Ordensfrauen aus dem Ausland in Deutschland. Insgesamt machen sie ca. 10% der in Deutschland lebenden Ordensleute aus.

Im Jahr 2011 führte die Deutsche Bischofskonferenz eine Umfrage unter den „Gastarbeitern Gottes“ (BR) durch und fragte nach ihren Motiven nach Deutschland zu kommen. Die Antwort ist einfach: Über 70% der Befragten antworten mit der Aussage „Mein Bischof/Ordensoberer hat mich geschickt“. Gerade Ordensgemeinschaften, deren Provinzen in der Regel weltweit gut vernetzt sind, tauschen sich nicht nur inhaltlich und spirituell, sondern auch personell aus. Doch nicht alleine die Personalentscheidungen der Oberen ist ein Motivationsgrund für die Ordensleute: sie wollen mithelfen den Glauben in Deutschland neu zu entfachen (ca. 33%), geben berufsbezogene Motive an (ca. 25%) oder erhoffen sich Impulse für ihr eigenes Glaubensleben (ca. 17%).

Trotz der Internationalität der Katholischen Weltkirche braucht es oft einige Zeit bis sich die ausländischen Priester und Ordensleute in Deutschland eingelebt haben. Die neue Sprache muss gelernt, ein Führerschein erworben werden. Und nicht zuletzt die Situation der Kirche und der Gemeinden oder auch der Umgang mit Geistlichen sind in den Heimatländern völlig andere.

Für P. Marcio gehört das ständige Umziehen und Umgewöhnen zum Ordensleben dazu: „13 Mal habe ich in meinem Leben schon den Wohnort gewechselt – erst in Brasilien, dann in Deutschland. Ich bin das also gewöhnt. Und es tut auch gut, nicht immer am selben Ort zu bleiben. Aber manchmal, das gebe ich schon zu, war es schwer. Man knüpft Freundschaften, lebt sich ein, gewöhnt sich an Aufgaben. Ein Wechsel bedeutet immer wieder ein Loslassen, ein Aufbruch zu Neuem, eine Herausforderung.“