Ordensgemeinschaften in Deutschland

Wochenendausflüge: Klöster und Wandern in Deutschland

Teil V der Sommerartikelreihe Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege

In der Sommerzeit verlassen viele Menschen die gewohnte Umgebung von zuhause, gehen raus, gehen wandern oder gehen auf Reisen. Es geht dabei häufig sich von den Strapazen des Alltags zu erholen, wieder Kraft zu tanken und dem Geist Freiraum zu geben, sich dem Unbekannte auszusetzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Gerade Klöster bieten dort immer wieder verschiedene Anlaufpunkte: Ob als Ausgangspunkt, Ziel oder Rastort einer Pilgerwanderung, ob als Zentrum von Kultur und Geschichte. Schon historisch betrachtet pilgerten Ordensmitglieder weite Wege, gingen in die Ferne auf Mission und verließen ihr gewohntes Umfeld. In einer kleinen Reihe unter dem Thema „Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege“ stellt orden.de einige Aspekte vor. 

Mittlerweile befinden wir uns Ende August und die Sommerzeit neigt sich so langsam wieder dem Ende zu. Die Schulferien sind (bald) vorbei und der Alltag kehrt zurück. Doch noch ist das Wetter schön und Wochenenden und freie Zeit laden zu Ausflügen in die Region ein. Klöster bieten auch hier schöne Möglichkeiten als Ausflugsziel zum Entspannen, zum Genießen der Natur oder zum Wandern im Umfeld. Orden.de weißt auf zwei verschiedene Wanderwege hin, an denen mehrere Klöster liegen.

Cisterscapes

2019 wurde das Projekt "Cisterscapes connecting europe" unter der Koordinierung des Landkreises Bamberg gestartet. Ziel ist es, das grenzübergreifende historische und kulturelle Erbe zisterziensisch geprägter Landschaften in Europa sichtbarer zu machen. In diesem Rahmen wurde im Mai 2022 ein Kulturwanderweg eröffnet, der auf einer Länge von 6400 Kilometern 17 (ehemalige) Klosterlandschaften aus sechs verschiedenen europäischen Ländern miteinander verbindet. Ausrichtung des Weges geht gen Cîteaux im Burgund, wo sich die Äbter der Zisterzienser jährlich zum Generalkapitel treffen und der Orden kurz vor 1100 gegründet wurde. Im April diesen Jahres wurde das Projekt nun in Antwerpen mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

Im 12. Jahrhundert wurden zahlreiche Handels- und Reisewege zwischen den Zisterzienserklöstern in Europa eingerichtet. Grund für die gute Vernetzung war die gründungszeitliche Verfassung der Zisterzienser, die Carta Caritatis, welche Äbte aufforderte, sich jährlich zum Generalkapitel in Cîteaux einzufinden und auch ihre Tochterklöster jährlich zu besuchen. Darüber hinaus standen die Klöster spirituell und auch wirtschaftlich untereinander im Austausch. Komplettiert wurde das Wegnetz durch kleinere „Stationen“ in der Landschaft: Grangien, Amtshöfe und Stadthöfe. Diese historischen Verbindungen versucht das Projekt wieder zu beleben.

In Deutschland sind die ehemaligen Klöster in Altenberg, Bronnbach, Ebrach, Langheim, Loccum, Maulbronn, Pforta sowie die Zisterzienserinnenabtei Waldsassen als Kulturerbestätten am Projekt beteiligt. Viele weitere ehemalige und aktive Klöster der Zisterzienser und anderer Orden, wie das ehemalige Zisterzienserkloster Marienfeld, seit der Wiedereröffnung 2004 von zwei benediktinischen Mönchen bewohnt, liegen auch auf dem Weg. Auf der eigens eingerichteten Website findet sich ein breites Angebot verschiedener Tourmöglichkeiten sowie weitere Hintergrundinformationen.


Ulrikaweg

Über 126 Kilometer führt der Ulrikaweg durch Oberschwaben auf den Spuren der seligen Sr. Ulrika Nisch. Sechs verschiedene Etappen laden ein, ein Stück weit zu pilgern oder die gesamte Strecke vom Heimatort Unterstadion Schwester Ulrikas über das Kloster Sießen bis zum Wallfahrtsort Kloster Hegne zu pilgern. Unter dem Motto EINFACH MEHR wurde der Weg 2021 vom Freundeskreis Schwester Ulrika e.V. mit verschiedenen Impulsen am Wegesrand eingerichtet. So wird die Botschaft Schwester Ulrikas von Einfachheit, Klarheit, Stille, liebende Beziehung zu Gott und den Menschen und Liebe zur Schöpfung vermittelt.

Sr. Ulrika Nisch, mit Taufnahmen Franziska, wurde 1882 in Mittelbiberach, der zweiten Station auf dem Ulrikaweg, geboren. Ihre Jugend verbrachte sie größtenteils in Unterstadion. Nach der Erkrankung an einer schweren Gesichtsrose lernte sie beim Krankenhausaufenthalt die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz kennen, denen sie 1904 im Kloster Hegne beitrat. Mit 30 Jahren starb Sr. Ulrika 1913 im Kloster Hegne an einer Tuberkuloseerkrankung. Die Verehrungen seit ihrem Tod mündeten 1987 in der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. am 1. November in Rom. Von ihrer Fürsprache wird die Genesung einer Frau von einem unheilbaren Leiden erhofft.

Der Weg führt zuerst über knapp 20 Kilometer von der Ulrikakirche im Schulort Unterstadion Sr. Ulrikas zu ihrem Geburtsort Mittelbiberach. Die zweite Etappe ist die kürzeste mit 10 Kilometer Länge von Mittelbiberach am Geburtshaus der Schwester vorbei nach Steinhausen. Anschließend verläuft die Route 23 Kilometer lang bis zum Franziskanerinnen Kloster in Sießen. Der vierte Abschnitt ist mit 26 Kilometern zum Illmensee der Längste. Die vorletzte Etappe führt den Pilger vom Illmensee 21 Kilometer lang zum Schloss Salem. Der letzte Abschnitt endet schließlich nach knapp 24 Kilometern bei den  Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz in Hegne.

Weitere Informationen finden sich hier auf der Homepage der Theodosius Akademie des Klosters Hegne und im Flyer des Ulrikawegs.