Ordensgemeinschaften in Deutschland

Andere Wege gehen - Kunst, Kultur & Mission

Teil IV der Sommerartikelreihe Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege

In der Sommerzeit verlassen viele Menschen die gewohnte Umgebung von zuhause, gehen raus, gehen wandern oder gehen auf Reisen. Es geht dabei häufig sich von den Strapazen des Alltags zu erholen, wieder Kraft zu tanken und dem Geist Freiraum zu geben, sich dem Unbekannte auszusetzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Gerade Klöster bieten dort immer wieder verschiedene Anlaufpunkte: Ob als Ausgangspunkt, Ziel oder Rastort einer Pilgerwanderung, ob als Zentrum von Kultur und Geschichte. Schon historisch betrachtet pilgerten Ordensmitglieder weite Wege, gingen in die Ferne auf Mission und verließen ihr gewohntes Umfeld. In einer kleinen Reihe unter dem Thema „Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege“ stellt orden.de einige Aspekte vor. 

Andere Wege gehen - auch in Kunst, Kultur und Mission verlassen Ordensleute häufig das Gewohnte und gehen neue Wege. Das sich dies durch die Geschichte durchzieht, zeigt dieser vierte Artikel der Sommerreihe.

Missionsmuseum Steyl

Als der deutsche Priester Arnold Janssen 1875 in die Niederlande kommt und das Missionshaus St. Michael in Steyl gründet und damit den Grundstein für die Gesellschaft des göttlichen Worts (SVD), eigentlicher Name der Steyler Missionare, legt, ging es primär darum, Missionare aus dem niederländischen und deutschen Raum auszubilden um sich an der Mission der Weltkirche zu beteiligen. Neben einer Lateinschule und einem philosophisch-theologischem Studium wurde auch schnell eine Sammlung eingerichtet, um zukünftigen Missionaren und Besuchern Informationen über die Missionsländer zu geben. Die ältesten Gegenstände stammen aus der Zeit der ersten Missionsreisen, die 1879 mit der Aussendung zweier Brüder nach China begannen. Aus dieser Sammlung von ethnographischen, naturkundlichen und missiologischen Objekten heraus entstand später das "Steyler Missiemuseum".

Berühmt ist das Museum vor allem für seine große Schmetterlingssammlung, die von Bruder Berchmanns, nach dem drei Schmetterlingsarten benannt wurden, angelegt wurde. Dieser wurde nach seiner Zeit als Missionar in Brasilien Leiter der Sammlung bis  zu seinem Tod 1934. Unter Bruder Berchmanns erlangte das Museum seine heutige Gestaltung. Ein neues Museumsgebäude samt Insektenkabinett wurde von 1929 bis 1931 errichtet, bis es schließlich am 1. Februar 1931 eingeweiht wurde. Seitdem wurde die Anordnung der Sammlung nicht mehr verändert und bietet so dem Besucher die Möglichkeit,  in vergangene Zeiten einzutauchen.

Derzeitbefindet sich im Missionsmuseum unter dem Titel "Vögel Gottes" eine aktuelle Ausstellung über den Paradiesvogel. Es geht darum, das Missionsdorf Steyl als das Zentrum des Handels mit der Feder des Paradiesvogels zu zeigen. Selbst große Modehäuser in Berlin und Paris standen deswegen mit Steyl in Kontakt. In der Ausstellung wird dabei die Geschichte des Paradiesvogels aus drei Perspektiven geschildert: der der Ureinwohner, der der Kolonialzeit und der der Mission. Die Ausstellung dauert noch bis zum 1. Dezember 2024.

Das Museum ist Dienstags bis Sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen finden sich auf der Website des Missiemuseums. Das weitere große Museum der Ordensgemeinschaft, das Museum "Haus Völker und Kulturen"  in St. Augustin (Deutschland), ist 2021 geschlossen worden. 


Cloppenburg: "Missionarinnen in verflochtenen Welten"

Die Mission aus dem Oldenburger Land wurde hauptsächlich von Frauen getragen. Zwischen 1870 und 1970 gingen um die 400 Missionarinnen in die ganze Welt. Diese Ordensfrauen werden nun in einer Ausstellung im Cloppenburger Museumsdorf gewürdigt, wo die Geschichten von über 40 Ordensfrauen detailliert aufgearbeitet werden. Nach vier Jahren intensiver Forschung ist das Projekt des Kulturanthropologischen Instituts (KAI) Oldenburger Münsterland unter dem Titel "Missionarinnen in verflochtenen Welten" im ersten Obergeschoss der Münchhausenscheune des Museums zu sehen.

Die Leiterin des KAI, Prof. Dr. Christine Aka, beschreibt die Ausstellung als eine Art Wanderung durch ein Fotoalbum. Zu sehen gibt es neben Fotos, Reiseberichten und Briefen Nachbauten einer Missions-Krankenstation, einer Schlafzimmereinrichtung und einer Nähschule. Diese sollen zeigen, worum es den Missionarinnen ging: Mädchenbildung und Krankenpflege. Außerdem ist auch ein ausgestopftes Krokodil ausgestellt, das bei der Auflösung des Noviziats der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis gefunden wurde. Es diente dem Ordensnachwuchs, so kirche und leben.de in ihrem Bericht, als Anschauungsobjekt, was in den Missionsländern auf sie warten würde.

Viele der Ordensfrauen aus dem Oldenburger Land, die auf Mission gingen, haben Deutschland sehr jung verlassen und ihre Verwandten nie wieder gesehen. Die Mitarbeiterinnen des Ausstellungsteams Lucia Sunder-Plassman und Inga Dickerhoff zeigen sich von der Freude und dem Mut der Frauen beeindruckt. Daher sei das Ziel der Ausstellung, die Geschichten dieser vergessenen Frauen aus der Region bewusst zu machen, so Christine Aka.

Parallel zur Ausstellung sind dazu zwei Bücher erschienen: eine Monographie von Prof. Dr. Christine Aka "Missionarinnen, Mission und Missionsunterstützung. Ordensfrauen aus dem Oldenburger Münsterland in verflochtenen Welten" und ein Dokumentationsband zum Projekt unter dem Titel "Missionarinnen, Mission und Missionsunterstützung. Selbstzeugnisse und ergänzende Studien". Beide Bände sind im Museumsshop am Eingang erhältlich. Die Ausstellung ist bis zum 22. Juni 2025 zu sehen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Cloppenburger Museumsdorfes.


Corita Kent: Pop Art Kunst

Die Sommerausstellung des Museums Penzberg - Sammlung Campendonk in Oberbayern beschäftigt sich mit einer der einflussreichsten Pop-Art-Künstlerinnen der 60er Jahre, der amerikanischenOrdensfrau aus der "Kongregation der Schwestern, Dienerinnen des Unbefleckten Herzens Mariens" Mary Corita Kent. Neben ihrem Dasein als Nonne war sie auch Künstlerin, Lehrerin, Philosophin sowie politische Aktivistin und leitete von 1964-1968 die Kunstabteilung des Colleges ihres Ordens in Los Angeles. Anhänger und Bewunderer fand sie unter vielen Künstlern der Avantgarde, darunter Buckminster Fuller, John Cage und Charles and Ray Eames. Nach einem Streit mit dem Erzbischof von Los Angeles trat sie 1968 aus ihrem Orden aus.

Um die Entwicklungen von figurativen und religiösen Bildern zu leuchtenden Serigrafien sowie die Vielseitigkeit ihrer Kunst abzubilden, stellt das Museum 60 verschiedene Werke aus vier Jahrzenten der Schaffenszeit Kents aus. Gerade auf Arbeiten aus den 1950ern legt die Ausstellung einen Schwerpunkt, da diese vom Expressionismus der Blauen Reiter inspiriert sind. Letztere bilden den Schwerpunkt des gesamten Museums, da es sich bei Campendonk um den Jüngsten der Blauen Reiter handelt.

Berühmt ist Sr. Corita Kent aber vor allem für ihre innovative Ästhetik und die "10 rules for students, teachers and life", die durch John Cage bekannt wurden. Ihre Werke sind geprägt von dem Streben nach Freiheit, Glaube, Liebe und Hoffnung. Ein Leben lang setzte sich Corita Kent nicht nur durch ihre Kunst für solche Werte ein. Die Ausstellung lädt noch bis zum 17. November 2024 zu einem Besuch ein. Weitere Informationen finden sich auf der Website des Museum Penzberg.