Ordensgemeinschaften in Deutschland

Pilgerwege - Auf den Spuren der großen Heiligen und Ordensgründer

Teil I der Sommerartikelreihe Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege

In der Sommerzeit verlassen die Menschen die gewohnte Umgebung zuhause, gehen ins Freie, wandern oder auf Reisen. Es gilt, sich von den Strapazen des Alltags zu erholen, wieder Kraft zu tanken und dem Geist Freiraum zu geben, sich dem Unbekannten auszusetzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Gerade Klöster bieten hier schöne und ganz unterschiedliche Anknüpfungspunkte: Ob als Ausgangspunkt, Ziel oder Rastort einer Pilgerwanderung, ob als Zentrum von Kultur und Geschichte. Auch Ordensleute selbst pilgerten seit je herselbst. Sie bewältigten weite Wege, gingen in die Ferne auf Mission und verließen ihr gewohntes Umfeld. In einer kleinen Reihe unter dem Thema „Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege“ stellt orden.de einige Aspekte vor.

Kapuzinerweg – Cammino die Cappuccini

In der Zeit der Reformbestrebungen in den franziskanischen Orden im 16. Jh. entstand durch die drei Franziskaner-Brüder Mateo de Bascio sowie Ludovico und Raphael Tenaglia eine neue Bewegung, die zum Kapuzinerorden wurde. Ziel war es wieder strenger nach der Regel des hl. Franziskus zu leben und ein eremitisches Leben zu führen.  Den  ersten Schritten dieser Gründungszeit des Kapuzinerordens folgend, führt der Kapuzinerweg 400 Kilometer durch die Höhen und Tiefen des märkischen Hinterlandes in Italien. In zwei Etappen aufgeteilt über insgesamt 17 Tage führt der Weg von Fossombre über Camerino nach Ascoli Piceno. Neben dem Ziel, die Geschichte des Ordens während des Pilgerns zu erfahren, lassen sich auf dem wunderschönen Weg eine Reihe an spirituellen, historischen und künstlerischen Höhepunkten erwandern. So kann der Kapuzinerweg eine erlebnisreiche Reise durch die Zeit darstellen, nicht nur aufgrund der Schönheit der Natur.

Der Weg beginnt in Fossombre, woher die Brüder Ludovico und Raphael Tenaglia stammten, die die Idee, der Regel des heiligen Franziskus mit erneuerter Radikalität zu folgen, mit als erste zu leben versuchten. Im Kapuzinerkloster Colle dei Santi wird den Pilgern zum Beginn ihrer Reise der Segen erteilt und der Pilgerausweis überreicht.

Auf dem Weg nach Camerino sind neben alten Städtchen und landschaftlichen Höhepunkten viele Klöster, Einsiedeleien und für den Orden der Kapuziner wichtige Orte  zu sehen. Zu nennen sind hier das architektonisch bemerkenswerte Kapuzinerkloster in Cagli, wo Bruder Ludovcio seinen Lebensabend verbrachte, das alte Kloster Fonte Avellana wo auch Petrus Damiani Mönch und Prior war, und die Einsiedelei von Acquarella, wo 1529 das erste Kapitel des Ordens stattfand. Die erste Etappe schließt mit einem Halt in Camerino. Hierher erging am 3. Juli 1528 die bulla religionis zelus von Papst Clemens VII. an Bruder Ludovico, mit der der Orden der Kapuziner gegründet war. Als Geburtsort des Ordens geltend, steht hier das erste Kloster: das Kapuzinerkloster von Renacavata.

In der zweiten Etappe geht es an Seen und Bergen vorbei über das Observantenkloster in Montefalcone Appennino nach Ascoli Piceno, wo die Wallfahrtskirche San Serafino da Montegranaro steht. Dem Heiligen der markischen Kapuziner geweiht, wird hier zusammen mit den Brüdern vor Ort die Pilgerreise beendet.

Von den Kapuzinern gut aufbereitet, lassen sich auf dem Weg der Blick auf die Geschichte gut mit Spiritualität und Natur verbinden. Viele nützliche Informationen sowie Reiseführer Bücher und Ansprechpartner finden sich auf der auch in deutscher Sprache aufrufbaren Internetseite.

Franziskusweg – via di francesco

Ein weiterer franziskanischer Weg in Italien ist der Franziskusweg. Hierbei handelt es sich allerdings eher um ein Netz an Wegen, welche einst vom hl. Franziskus begangen wurden oder die wichtigsten Orte franziskanischer Spiritualität miteinander verbinden. Die wichtigsten beiden Pilgerwege heute stellen dabei die Routen von Rom nach Assisi und von Florenz beziehungsweise La Verna nach Assisi dar. Diese sind sowohl zu Fuß, mit dem Fahrrad als auch zu Pferd begehbar.

Startet der Weg in La Verna, ist das Franziskanerkloster Ausgangspunkt der knapp 200 Kilometer langen Reise. Die Zelle des hl. Franziskus, der auf dem Berg seine Wundmale erhielt, kann man noch heute im Kloster besichtigen. Auf dem Weg nach Assisi liegen viele schöne Orte, Klöster und Einsiedeleien, wie zum Beispiel die Einsiedelei di Cerbaiolo. Besonders bedeutend ist das Kloster Montecasale, wo sich noch heute die Zellen des hl. Franziskus, des hl. Antonius von Padua und des hl. Bonaventura besichtigen lassen.

Soll die Reise in Rom beginnen, ist der Startpunkt entweder der typischste Anlaufpunkt für Pilger, der Petersdom, oder der schöne Ort Monte Libretti. Von dort aus geht es zwischen 250 und 300 Kilometer Richtung Assisi, bis man die Wallfahrtsstadt erreicht. Auch dieser Weg führt an zahlreichen Klöstern und wichtigen Orten franziskanischer Spiritualität vorbei. Eine besondere Rolle spielt dabei die Einsiedlei Fonte Colombo im Rieti-Tal. Hier schrieb der hl. Franziskus die franziskanische Regel auf und malte ein heute noch ersichtliches Tau im Altarraum der Magdalenakirche.

In Assisi selbst gibt es viele Orte, die einen Besuch wert sind. Ob das Kloster San Damiano, wo Franziskus den Sonnengesang schrieb, die vier Kilometer entfernte Einsiedelei von Carceri, die kleine Kapelle Portiuncula in der Franziskus 1228 verstarb oder die Basilika San Francesco, die als Grabeskirche des Heiligen dient.

Informationen finden sich auf den verschiedenen Internetseiten oder in den unterschiedlichen Büchern und Reiseführern zum Franziskusweg. Eine Übersicht bietet dabei die Homepage via di francesco, die verschiedene Routen anbietet und auf weitere Websites verweist sowie die recht ansprechende Seite des amac-buch Verlags.

Benediktsweg – Pilgern in den Alpen Österreichs

Benediktswege, die berühmte benediktinische Orte und Klöster miteinander verbinden, gibt es viele in ganz Europa, nicht nur in Italien, welcher in einem älteren Artikel auf orden.de vorgestellt wurde.  Ein Weg durch Österreich sticht dabei besonders ins Auge. Erst 2023 wurde die Pilgerroute erweitert. Ursprünglich führt der Weg 256 Kilometer von Spital am Pyhrn in das Kloster Sankt Paul im Lavanttal. 2011 wurde eine Erweiterung nach Gornji Grad in Slowenien eingerichtet und nun führt der Weg auch nördlich noch 331 Kilometer von Spital am Pyhrn bis nach Passau sowie von Gornji Grad bis in die berühmte Klosterburg Miren an der slowenischen Grenze zu Italien.

Startpunkt beziehungsweise Endpunkt in Passau ist das Paulinerkloster Mariahilf mit seiner Wallfahrtskirche. Auf dem Weg nach Spital am Pyhrn stößt der Wanderer in der zweiten Etappe auf das Stift Engelszell, das vor Kurzem seitens des Ordens aufgegebene einzige Trappistenkloster Österreichs. Ein weiterer Punkt auf der Strecke ist das Benediktinerstift Lambach, 1056 von Münsterschwarzachern Benediktinern mitbegründet. Einen weiteren Höhepunkt stellt das Benediktinerkloster Kremsmünster mit der klostereigenen Sternwarte aus dem 18. Jh.

Einen Abstecher vom Benediktsweg (auffindbar in der neuen Broschüre von 2023) stellt das Augustiner-Chorherrenkloster St. Florian da. In diesem geschichtsträchtigen Zentrum zahlreicher Kunstschätze befindet sich die einzige Grabanlage eines frühchristlichen Heiligen Österreichs, des heiligen Florian. Bekannt ist das Chorherrenstift auch für Anton Bruckner, der immer wieder Zeit dort verbrachte und unter der Orgel begraben ist. Ihm zu Ehren finden alljährlich die „Brucknertage St. Florian“ statt.

Erreicht der Pilger dann Spital am Pyhrn wartet dort die imposante ehemalige Stiftskirche auf ihn. An dieser großen barocken Kirche beginnt der originale Benediktsweg. Auf dem Weg zum Kloster Sankt Paul liegt dann noch die Benediktinerabtei St. Blasius zu Admont, bestehend seit 1074. Sie beherbergt die nach eigenen Angaben größte Klosterbibliothek der Welt. Anlässlich des 950-jährigen Jubiläums läuft derzeit eine Sonderausstellung im klostereigenen Museum. Das Kloster Sankt Paul ist der Zielort der österreichischen Pilgerreise. Das Stift im Lavanttal ist geschichtlich eng mit dem ehemaligen Kloster St. Blasien im Schwarzwald verbunden. Nach dessen Auflösung 1807 und einem zwei jährigen Aufenthalt der Benediktinermönche im Stift in Spital am Pyhrn, gründeten sie das Kloster Sankt Paul 1809 neu.

Die Erweiterung nach Slowenien führt bis in die Klosterburg Miren der Lazaristen (Vinzentiner) an der Grenze zu Italien und ist auch auf der Website des Benediktswegs zu finden. Eine gute Übersicht für die neuen Erweiterungen von Spital am Pyhrn nach Passau finden sich auch online im kostenlosen Pilgerführer.