Ordensgemeinschaften in Deutschland

Berichte von Reisen und Pilgerschaften

Teil III der Sommerartikelreihe Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege

In der Sommerzeit verlassen viele Menschen die gewohnte Umgebung von zuhause, gehen raus, gehen wandern oder gehen auf Reisen. Es geht dabei häufig sich von den Strapazen des Alltags zu erholen, wieder Kraft zu tanken und dem Geist Freiraum zu geben, sich dem Unbekannte auszusetzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Gerade Klöster bieten dort immer wieder verschiedene Anlaufpunkte: Ob als Ausgangspunkt, Ziel oder Rastort einer Pilgerwanderung, ob als Zentrum von Kultur und Geschichte. Schon historisch betrachtet pilgerten Ordensmitglieder weite Wege, gingen in die Ferne auf Mission und verließen ihr gewohntes Umfeld. In einer kleinen Reihe unter dem Thema „Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege“ stellt orden.de einige Aspekte vor. 

In diesem Artikel geht es um Erfahrungen, Erlebnisse und Berichte im Kontext von Wandern, Wallfahren und Pilgern. Vielleicht können sie Inspiration bieten, um selbst aktiv zu werden. 

Abtei Königmünster: Pilgerausstellung "Pilgerwege im Sauerland"

"Das gemeinsame kulturelle Erbe des Pilgerns näherbringen" ist das Ziel der neuen Pilgeraustellung "Pilgerwege im Sauerland" in der Abtei Königsmünster in Meschede. Die Wanderausstellung des LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) wurde am 9. Juli in der Abteikirche mit Abt Cosmas Hoffmann OSB, Michael Kronauge, Vorsitzender des Sauerländer Heimatbundes, und Heino von Groote, Vorsitzender der Jakobusfreunde Paderborn, eröffnet. In einem Impuls sprach Br. Anno Schütte OSB  über die geistlichen Dimensionen des Pilgerns. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung wurde die Abtei Königsmünster zusätzlich als offizielle Pilgerherberge zertifiziert, was die Verbundenheit des Klosters mit Pilgern bestätigen soll.

Im Schwerpunkt der Ausstellung befinden sich die regionalen Wanderwege, jedoch auch überregionale und europäische Dimensionen des Themas Pilgern kommen in der Ausstellung vor. Im Atrium des Gästehauses OASE der Abtei Königsmünster werden alle historischen Wander- und Pilgerwege des Sauerlands und einige ausgewählte europäische Wanderwege wie der Jakobsweg vorgestellt. Bis zum 24. August noch geöffnet, kann die Ausstellung täglich von 8 bis 16 Uhr besucht werden. Außerdem werden auch einige gemeinsame Wanderungen angeboten: die Nächste findet am 17. August statt. Für Besucher der Ausstellung bietet es sich auch an, den neugestalteten Klosterweg im Sauerland von der Abtei Königsmünster bis zum Bergkloster Bestwig selbst zu gehen. Mit einer Länge von ca. 15,5 km ist er für eine Tagesroute sehr einladend.  Weitere Informationen gibt es hier auf der Website der Abtei Königsmünster.


Manfred Grimm SJ: In Armut pilgern

In einem Artikel im ersten Heft der Ordenskorrespondenz 2023 mit dem Schwerpunktthema "duc in altum - Ordenschrist sein heißt unterwegs sein" berichtete Manfred Grimm SJ über seine Erfahrungen beim Pilgern im Jesuitennoviziat. Denn bei den Jesuiten ist eine Pilgerreise  im Rahmen des Noviziatsprogramms als Armutsexperiment bereits in den Ordenssatzungen fest verankert und hat lange Tradition. Dies erinnert auch an Ordensgründer Ignatius von Loyola, der viele Jahre seines Lebens als einfacher Pilger unterwegs war. War die Pilgerreise längere Zeit eher unüblich, bekam sie innerhalb des Ordens seit den 1990ern wieder Aufschwung.

In seiner Noviziatszeit pilgerte Manfred Grimm SJ 2016 mit einer Pilgergruppe nach Paris zur Kapelle des Martyriums des heiligen Dionysios am Montmartre, wie es einst der hl. Ignatius mit seinen Gefährten getan hatte. Die Gruppe wollte sich bewusst in die Nachfolge der ersten Gruppierung stellen. Von Ludwigshafen führte ihr Pilgerweg durch den Pfälzer Wald über Metz und schließlich an der Marne entlang nach Paris.

In seinem Artikel schreibt Manfred Grimm SJ über die Gedanken und Probleme, die die Gruppe während ihrer Reise begleiteten. Besonders das Thema der Armut spielte eine große Rolle in ihren Überlegungen. Inwiefern spiegelt zum Beispiel die Pilgerarmut die authentische Armut überhaupt wieder? Und in welchem Verhältnis steht sie zur gewählten Ordensarmut? Den ausführlichen Artikel "In Armut pilgern" finden Sie nachstehend als PDF zum downloaden oder Sie können sich hier das Ordenskorrespondenz-Heft bestellen.


Deutschlandfunk "Tag für Tag": Rheingauer Klostersteig

Peter Kaiser hat im Rahmen des Religionsmagazins "Tag für Tag" des Senders Deutschlandfunk am 6. August 2024 den Rheingauer Klostersteig vorgestellt. In drei Stationen nimmt er, das Spannungsfeld von Spiritualität und Tourismus, welches am Klostersteig gelebt wird, unter die Lupe. Der Rheingauer Klostersteig wurde 2016 vom Land Hessen eingerichtet und führt über 30 Kilometer durch den Rheingau an sechs ehemaligen und aktiven Klöstern vorbei bis zum ehemaligen Kloster Marienhausen.

Die erste Station des Klostersteigs ist das ehemalige Kloster Eberbach, welches im Rahmen der Säkularisation 1803 aufgelöst wurde. Heutzutage befinden sich in den Räumlichkeiten ein Gästehaus mit Tagungsräumen und die Klosterschenke, denn das Kloster ist auch als Weingut sehr bekannt. Ziel des Betreibers ist es, das Denkmal lebendig zu halten, aber gleichzeitig die Würde des Ortes zu bewahren. Die aktuelle Playmobilausstellung führt dabei zu gemischten Gefühlen.

Einen zweiten Stopp legt Peter Kaiser in der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard ein. Dort leben 37 Ordensfrauen, die jährlich um die 150.000 Menschen in ihrem Kloster empfangen. Zwischen Stundengebet in der  Wallfahrtskirche und Klosterladen und Gastronomie ist hier das Spannungsfeld zwischen Spritualität und Tourismus besonders groß. Trotzdem freuen sich die Schwestern über den Klostersteig und die vielen Menschen, die der Weg in die Abtei spült und die dann die Stille der Kirche genießen oder beim Stundengebet mitbeten. Schwester Phillippa Rath betont aber, dass es sich beim Rheingauer Klostersteig vordergründig um eine touristische Einrichtung handelt.

In einem letzten Schritt wendet sich Peter Kaiser dem franziskanischen Kloster Marienthal zu. Dieses Kloster liegt am Schnittpunkt zwischen Rheingauer Klostersteig und dem  Rheinsteig. Auch dort freut man sich, so Peter Kaiser, über die vielen Menschen, die täglich vorbeikommen. Außerdem berichtet der Organist des Kloster, dass es sich bei den Vorbeikommenden eher um Individual- Touristen, Wanderer und Pilgerer handele. Denn wer sich den Rheingauer Klostersteig aussucht, ist sich in der Regel nicht nur der touristischen Attraktionen bewusst.

Den gesamten Beitrag "Spiritualität vs. Tourismus: Die Klöster am Rheingauer Klostersteig" können sie hier auf der Seite des Deutschlandfunks nachhören.