Ordensgemeinschaften in Deutschland

"An Liturgie fehlt es uns am wenigsten"

Missionarisches Forum in Bestwig diskutierte neue Wege der Evangelisierung...

"Liturgie ist doch das, was sich in der Struktur unserer Pastoralverbünde noch am meisten findet. Fehlen tut es vor allem an anderem", begegnet die Theologin Prof. Dr. Agnes Wuckelt von der Katholischen Hochschule NRW in Paderborn der Kritik auf wegfallende Gottesdienste in vielen Kirchen. Anhand beispielhafter Projektkirchen und der Erfahrung brasilianischer Basisgemeinden diskutierten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel am Freitagabend beim Missionarischen Forum im Bergkloster Bestwig über die Frage, wie Neu-Evangelisierung vom Zauberwort zu einer Hoffnungsformel für die Zukunft wird.

"Uns geht es darum, von Weltkirche zu lernen und über den Tellerrand zu schauen, wenn wir über die Veränderungen bei uns in Deutschland diskutieren. Dabei können wir einiges voneinander lernen", so die Leiterin der Missionszentrale, Sr. Klara Maria Breuer.

"Künftig wird sich Gemeinde weniger an Orten festmachen lassen", sagt Prof. Agnes Wuckelt. Da stimmte ihr Christa Mertens vom Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aus Paderborn zu: "Als man uns eine alte Kirche für die Frauenkirche anbieten wollte, haben wir dankbar abgelehnt. Wir haben den Raum anders definiert. Den suchen wir uns jetzt an verschiedenen Orten."

Anziehend wirkten auch Jugendkirchenprojekte wie "Light my fire" in Meschede und "Tabor" in Bestwig, von denen Dekanatsjugendreferent Michael Kloppenburg berichtete: "Als wir von dem ersten Projekt dieser Art in Oberhausen gehört hatten, wurden wir zu `burning persons`, wir waren entflammt. Und die Jugendlichen brachten sich mit großer Kreativität ein. Es wurde zu ihrem Projekt." Dazu ermunterte auch Professorin Agnes Wuckelt: "Die Hauptamtlichen brauchen mehr Freiheit und Gelassenheit, Ehrenamtlichen die Verantwortung zu überlassen."

Alte Strukturen gelte es zu überwinden, so die Theologin: "Schon bei Markus 6,7 - 6,13 wird ein solcher Aufbruch beschrieben: Dort gebietet Jesus den Jüngern bei ihrer Aussendung, nichts mitzunehmen auf den Weg außer ihrer Kleidung und einem Stab. Das müssen wir heute lernen: Nicht das mitzunehmen, von dem wir meinen, dass wir es mitnehmen müssen. Das ist eine Textstelle, die uns bei den aktuellen Prozessen Mut machen sollte."

Mut machte auch Schwester Alwine Langela, die 40 Jahre lang in Brasilientätig war und dort viele Basisgemeinden aufbauen half: "Wir haben gar keine Hauptamtlichen. Trotzdem übernimmt sich von den Ehrenamtlichen keiner. Jeder hat eine Aufgabe, das reicht. Aber die wollen die Gemeindemitglieder auch übernehmen. Selbst wenn wir aus einem Schriftgespräch gehen, nimmt jeder eine konkrete Aufgabe mit."

Das Wort "Gemeinde" definiere sich weniger durch Gottesdienste und Liturgie als vielmehr durch caritatives und katechetisches Engagement. Dabei sei die übergreifende Zusammenarbeit vieler Gemeinden eine Bereicherung: "Bei uns werden zum Beispiel Taufen und Hochzeiten abwechselnd in verschiedenen Gemeinden gefeiert. Dieses Miteinander bringt frischen Wind in unsere Arbeit. So wirkt der Heilige Geist." Und abschließend fragte die Ordensfrau, die 2011 nach Deutschland zurückkehrte: "Wo weht der eigentlich in Deutschland?" (smmp)

Weitere Informationen: Internetauftritt der Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel.