Ordensgemeinschaften in Deutschland

An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln (RB 4,74)

Interview mit P. Maurus Scholz OSB zum Weltjugendtag in Krakau

Am kommenden Montag, dem 25. Juli, beginnt der Weltjugendtag in Krakau. Er steht in diesem Jahr unter dem Leitwort "Selig die Barmherzigen." P. Maurus Scholz OSB aus der Erzabtei Beuron ist in Polen dabei. Er ist Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Jugendpastoral der Orden (AGJPO) und gehört mit zur offiziellen deutschen Delegation. Wir haben mit ihm über den Weltjugendtag und das Thema "Barmherzigkeit" gesprochen.


P. Maurus, Sie sind beim WJT Mitglied der Deutschen Delegation, was bedeutet das genau?

Der größte Unterschied zwischen den Mitgliedern der Delegation und regulären Teilnehmern ist sicherlich, dass wir den Überblick behalten möchten über alle dt. Gruppen. D.h. wir stehen als Ansprechpartner im Büro bereit und versuchen uns auf möglichst viele Katechesen zu verteilen. Wir haben also keinen eigenen Katecheseort, sondern werden zu den verschiedenen Gruppen fahren. Ansonsten besuchen wir die Papstveranstaltungen ganz normal, stimmen uns mit dem Jugendbischof und v.a. auch mit der Presse ab. Wir organisieren den dt. Pilgerabend und auch den Empfang. Wir besuchen auch im Vorfeld schon unterschiedliche Gruppen. Wir sind also als Koordination und Ansprechpartner tätig.

Waren Sie vorher schon einmal bei einem Weltjugendtag dabei?
Ich war beim Weltjugendtag in Köln 2005 dabei. Damals war ich Novize und das gesamte Juniorat unserer Kongregation hat sich dort getroffen. Wir aus Beuron hatten das Glück, dass wir im Elternhaus eines Mitbruders privat unterkommen konnten. Benediktiner aus der Abtei Königsmünster in Meschede haben beim WJT die Kirche Groß St. Martin als Standort für unseren Orden organisiert und es waren Nonnen und Mönche aus der ganzen Welt da. Für mich als junger Mönch war das echt faszinierend.

Was macht das Besondere dieser Treffen aus?
Sicherlich die Dimension und die Stimmung, die auf eine ganze Stadt wirkt. Ich muss zugeben, obwohl ich Mönch eines kontemplativen Klosters bin, hab ich doch eine gewisse Affinität zur christlichen Eventkultur. Ich mag die ganz großen Dinger, wie z.B. auch das CHRISTIVAL, das in diesem Jahr in Karlsruhe stattgefunden hat, und wo ich auch dabei sein durfte.

Mit wem reisen Sie nach Krakau?
Da wir von der Delegation schon einige Tage vor dem WJT in Krakau sein sollen, werde ich am 22. Juli allein dorthin fliegen. Ich reise also nicht mit einer deutschen Gruppe dorthin. Wir von der Delegation sind aber alle im gleichen Gästehaus untergebracht und werden uns am selben Tag treffen.

Es geht um das Thema „Barmherzigkeit“, was haben Sie als Benediktiner den Jugendlichen zu sagen?
In unserer Regel, die der heilige Benedikt im 6. Jahrhundert verfasst hat, steht ein ganz markanter Satz: Wir sollen "an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln". Mich bewegt und berührt oft, mit welchen Schicksalen junge Menschen heute zu kämpfen haben und mit welchen pessimistischen Blicken sie oft auf sich selbst, auf ihr Leben blicken und darauf, was aus dieser Welt wird. Ich will einfach sagen: durch was auch immer du gerade gehen musst und unter welchen Beurteilungen und Verurteilungen du gerade lebst, gib dich niemals auf! Unser Gott ist groß und seine Gnade ist mächtig! Du hast einen Vater im Himmel, und Er ist zufrieden mit dir. Unter Seinem Blick ist alles, was du brauchst!

Bereiten Sie sich in Beuron in besonderer Weise auf den WJT vor?
Zunächst natürlich im Gebet. Ich bete um die Führung des Heiligen Geistes und das Gottes Gegenwart spürbar erfahrbar wird. Dann war ich noch nie in Polen im Allgemeinen oder in Krakau im Besonderen. Da informiere ich mich natürlich. Es gibt ein Buch, dass ich in dieser Hinsicht gerne noch empfehle. Wahrscheinlich ist es für Deutsche WJT-Fahrer auch schon ein Klassiker zur Vorbereitung: Steffen Möller, Viva Polonia - Als deutscher Gastarbeiter in Polen. Sehr unterhaltsames Buch.

Gibt es spezielle Angebote von Ordensleuten in Krakau?
Einige Ordensleute werden beim WJT Katecheseteams stellen. Wenn ein deutscher Bischof in einer Kirche eine Katechese für Jugendliche hält, dann machen sie vorher ein Programm zur Einstimmung. Ansonsten werden die Angebote von Ordensleuten bestimmt sehr vielfältig sein. ich gehe davon aus, dass Ordensleute auf dem WJT sehr präsent sein werden. Einen Überblick über einzelne Angebote habe ich leider nicht. Man wird sie überall treffen, da bin ich sicher.


Was erwarten Sie sich von der Begegnung mit Papst Fanziskus?
Ich weiß nicht, ob ich Papst Franziskus persönlich begegnen werde. Das ist für mich auch nicht entscheidend. Es ist der Weltjugendtag und ich wünsche mir, dass sehr viele Jugendliche die Möglichkeit haben, ihm zu begegnen. Falls ich ihm persönlich begegnen sollte, dann freue ich mich darauf etwas von der enormen Kraft spüren zu dürfen, die von diesem Mann ausgeht.

P. Maurus, wir danken Ihnen für dieses Interview.

Das Interview führte Tobias Wiegelmann