Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: "Der Herr geht nicht weg"

In vielen katholischen Gemeinden wird heute das Fronleichnamsfest (nach)gefeiert. Wohl jede und jeder von uns denkt an diesem Tag daran, wie es früher, in der Kindheit und Jugendzeit war.  Selbst in der sparsamsten Diaspora, auch im Osten Deutschlands, war dieses Fest ein besonders festlicher Tag mit Baldachin und Prozession zu vier Altären, mit Blumenteppichen, Blumenstreukindern und wenn vorhanden, Blasmusik.

Vermutlich gibt es keine Pfarrei in Deutschland, wo sich seitdem nichts geändert hat; zumindest die Teilnehmerzahlen haben sich überall verringert.

Das gilt nicht nur für das Fest Fronleichnam, sondern für jeden Sonntagsgottesdienst.  Noch deutlicher zeigt es sich an den Wochentagen, auch für unsere Ordenskonvente. Längst nicht mehr überall können die Schwestern täglich an der Eucharistiefeier teilnehmen, wie es, vermutlich in den meisten Ordenssatzungen gefordert ist. Sollte es auf Stadtebene noch gegeben sein, dass an jedem Tag irgendwo eine Hl. Messe ist, dann ist für die meisten die Chance daran teilzunehmen, wegen Alter und Krankheit oder fehlende Transportmöglichkeiten eingeschränkt. Wie also und woher können wir trotz solcher Bedingungen „die Kraft empfangen für unser gemeinsames Leben und die großen Anforderungen unseres Apostolates“, wie es in unserer Satzung formuliert ist?

Wenn ich darauf eine Antwort geben muss, erzähle ich gern eine Begebenheit, die von Kardinal Sterzinski in Berlin berichtet wird. Er besuchte im Krankenhaus einen Priester und zeigte sich auf Nachfrage recht verwundert, dass dieser das Angebot der Krankenhausseelsorge, täglich die hl. Kommunion zu empfangen, nicht in Anspruch nahm. „Wäre es nicht eine Hilfe für Sie, wenn der Herr täglich zu Ihnen kommt?“ fragte er ihn. Worauf der Priester erwiderte: „Aber Herr Kardinal, der Herr geht doch nicht wieder weg!“

Nein, der Herr geht nicht wieder weg. Er hat versprochen bei uns zu bleiben alle Tage und überall und er kennt mehr als einen Weg, um uns zu begegnen. Damit soll die Teilnahme am Gottesdienst wo es möglich ist, nicht abgewertet werden. Aber wo es nicht möglich ist, sollten wir das nicht nur als Verlust betrachten, den wir betrauern müssen, sondern als die Chance, die Nähe des Herrn an allen anderen Orten zu suchen und zu erspüren und daraus Kraft und Zuversicht zu schöpfen.

 

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Über die Autorin

Sr. M. Dominika Kinder CSSE ist Ordensmitglied der Schwestern v. d. hl. Elisabeth sowie päpstliche Kommissarin des Ursulinenklosters in Neustadt a. d. Dosse

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