Kolumne: Das Herz öffnen
Kennen wir nicht alle das Gefühl: „Da ging mir das Herz auf!“ Was empfinden wir da? Was meinen wir damit? Ich denke, es hat mit Freude, ja Glück zu tun, mit gespürtem Frieden und erlebter Freiheit. Auch Stimmigkeit gehört dazu, Angekommensein im Augenblick. Wenn mir das Herz aufgeht, dann ist es gut da zu sein, ohne es unbedingt in Worte fassen zu können. Auch Dank ist in uns, weil wir diese Situation als Geschenk empfinden, nicht machbar von uns selbst. Oft geht ein Staunen voraus, das wir wahrnehmen und zulassen. Vielleicht wird uns Neues bewusst oder nie Gesehenes kommt in den Blick.
Aber es ist auch möglich, dass das Staunen verpufft und das Herz eng bleibt, das Staunen im Sande verläuft. Was geschieht da? Vielleicht lassen wir nicht zu, dass das Herz aufgeht und weit wird. Denken wir an Jesu Besuch in Nazareth: Die Synagogengemeinde hörte ihm staunend zu, blieb aber nicht beim geöffneten Hören und Staunen, sondern gab den Bedenken und Nichtwahrhaben-Wollen nach und verhärtete das Herz. „Kann denn aus dieser Familie Gutes kommen, die kennen wir doch.“ (vgl. Mk 6,1b-6) Das verhärtete Herz findet Gründe, sich nicht öffnen zu müssen, sondern Anstoß zu nehmen. Auch als Jesus entschlossen auf Jerusalem zuging, weil er vertrauensvoll dem Willen seines Vaters folgte, blieb sein Herz offen für die menschlichte Not, der er begegnete.
Ein offenes Herz setzt Zuwendung, Hören- und Sehenwollen und auch Vertrauen voraus. Die vielen Aber unserer Bedenken und Ängste vor Neuem, Unbekanntemo.ä. führen leicht dazu, das Herz zu verhärten, zu verschließen. Offensein für das, was uns entgegenkommt, für alles Überraschende, Schöne, Wohltuende, jedoch auch das Unerwartete, Schwere, uns Zugemutete, ist eine Tugend, die wir zulassen und üben können! Gerade die Sommer- und Ferienzeit lädt uns besonders ein, vertrauensvoll und mit offenem Herzen in den Tag zu gehen und zu leben.
