Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Dank sei Gott!

Am 24. August 1959 kamen unsere ersten Mitbrüder offiziell nach Duisburg-Hamborn. Das Bistum Essen war gerade ein Jahr alt, der erste Bischof suchte händeringend Orden mit „Stabilitas“, die sich in seinem Bistum engagieren sollten und auch weitere geistliche Berufungen in die Industrielandschaft anzuziehen vermochten. Im Norden Duisburgs, im Stadtteil Hamborn befand und befindet sich die Pfarrei St. Johann, die auf eine alte Niederlassung der Prämonstratenser zurückgeht: 1136 von Steinfeld in der Eifel aus gegründet und 1806 zwangsweise aufgehoben. Die Pfarrei hat die Prämonstratenser in guter Erinnerung behalten und eine Rückkehr immer erhofft. Der Traum erfüllte sich im Laufe des Jahres 1959.

Die feierliche Einführung durch Bischof und Generalabt erfolgte am Fest des Apostels Bartholomäus, 24. August. Trotz aller Schwierigkeiten und manch widriger Umstände entwickelte sich diese Gemeinschaft und trieb feste Wurzeln. Zwei von sieben Mitbrüdern starben recht bald, aber Hilfe und freundschaftliche Unterstützung kam bald und mehr als zwei Jahrzehnte aus dem Stift Schlägl in Oberösterreich. Am mitbrüderlichen und fruchtbaren Austausch zwischen Wald und Industrie hatten auch viele Pfarreiangehörige teil. Das Klostergebäude entstand nach und nach neu, nachdem der zweite Weltkrieg nicht mehr viel übriggelassen hatte. Der große Wurf inhaltlicher Neuausrichtung des Gesamtordens in den bedeutenden Generalkapiteln der Prämonstratenser 1968 und 1970 im Stift Wilten / Innsbruck wirkte sich auch in Hamborn mehr als positiv aus. Der Konvent wuchs immer weiter. Neue, junge Mitbrüder kamen aus der Nähe und Ferne und schlossen sich dem Konvent an. Neun Mitbrüder sind im Laufe der Jahre verstorben, darunter alle Gründer von 1959.

Heute gehören zur Hamborner Gemeinschaft, zur Kanonie Hamborn neunzehn Mitbrüder, Priester, von denen neun in Hamborn, vier in Magdeburg, drei in Vejle/ Dänemark, einer in Cappenberg und zwei in Österreich, einer davon in Schlägl tätig sind. Nach der Wende nahmen wir unsere erste Tochtergründung in Angriff, in der Bischofsstadt des Heiligen Norbert, unseres Ordensgründers, in Magdeburg. Im vergangenen Jahr 2023 konnten wir endlich unser neues Kloster dort beziehen. Drei Tertiaren-Gemeinschaften gehören heute zu unserer Kanonie, eine vierte ist gerade im Werden. In diesen Tagen feiern wir alle am 28. August das Hochfest des Heiligen Augustinus, an dessen Lebens- und Klosterideal unser Gründer Norbert und auch wir alle in der prämonstratensischen Familie und auch verbunden mit vielen anderen Gemeinschaften glauben und wovon wir überzeugt sind: Ehrt in Euch gegenseitig Gott, dessen Tempel Ihr ja seid!

Was ich Ihnen hier schreibe, das ist eine kleine Entwicklungsgeschichte gegen den Trend der Zeit. Auch das gibt es. Natürlich haben auch wir viele Niederlagen erlebt und tragen Sorgen mit uns, keine Frage. Aber es scheint mir doch auch sehr wichtig, einmal das Positive herauszustellen und dafür zu danken. Ich bin dankbar für meinen Konvent und meinen Orden, die vielen Mitschwestern und Mitbrüder, und für die vielen Menschen, die unser Leben mittragen und denen wir so viel zu verdanken haben. 65 Jahre Wiederbesiedelung der Abtei Hamborn – wir werden das nicht großartig feiern. Das tun wir dann beim Hundertjährigen. Am 24. August 2024 sagen wir ganz einfach: Dank sei Gott!

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Über den Autor

Albert Thomas Dölken O. Praem. ist Abt der Prämonstratenserabtei Hamborn.

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